die Frage kann ich nicht beantworten, weil ich von dem Begriff "Charakter" keine klare Vorstellung habe. Das ist für mich so ein wischiwaschi-Begriff, der lässt sich auch aufs Wetter anwenden.
wenn ich heute depressionen habe, fahre ich nicht zur tanke, dann gehe ich zum doc. wenn ich mich pausenlos übernehme und dadurch saufdruck erzeuge, dann weiß ich das heute und steuere gegen. selbst glücksgefühle erzeugen saufdruck, da habe ich lange gebraucht, um damit zurecht zu kommen. ich bin noch nicht in dem stadium, wo ich geistig gewisse abläufe nicht mehr erfassen kann. ich gehöre auch zu denen, die sich dann lieber umbringen würden, als unter der brücke zu schlafen. hat halt jeder andere grenzen.
ZitatGepostet von minitiger2 die Frage kann ich nicht beantworten, weil ich von dem Begriff "Charakter" keine klare Vorstellung habe. Das ist für mich so ein wischiwaschi-Begriff, der lässt sich auch aufs Wetter anwenden.
Geht mir genauso. Der Blickwinkel kann ja durchaus unterschiedlich sein. Was für den einen eine gute Charaktereigenschaft ist, empfindet der andere als negativ.
Wer hat denn das Recht, sich herauszunehmen, welche Charaktereigenschaft objektiv als "stark" oder "schwach" einzustufen ist.
Für mich gibt es halt unterschiedliche Charaktere - Ende!
na gut dirk und obi, dann bleibt bei eurer meinung, dass man krank ist, wenn man einen rückfall hat. ich habe mich auch mal so mokiert, denke aber heute anders darüber. ich denke aber, dass ich schon ziemlich weit unten war, aber es geht ja noch tiefer.
das ist mir persönlich viel zu passiv ausgedrückt.
Bekanntermassen schüttet sich der Alkohol nicht von selbst in mich rein, sondern ein Rückfall setzt mein aktives Handeln voraus. Mein Handeln kann ich als abstinent lebender Mensch aber -im Gegensatz zu meinen nassen Zeiten- jedoch steuern, denn mein Verstand folgt mir und nicht der Alkoholabhängigkeit.
Damit hab ich jetzt ein Problem. Ist es denn nun eine Krankheit oder nicht?
Eine Krankheit folgt nicht dem logischen Verstand. Man kann sich stabilisieren, die (u.a. Therapie-)Zeit nutzen, um das zu tun. Z.B.
Aber die Frage bleibt - warum schaffen es auf Dauer nur um die 10% trocken zu bleiben? (die Zahl ist eine Folge langer Recherchen meiner- und andererseits).
Da mangelt es dann an Verstand? Oder an Charakter? Oder gar beidem?
Diese obige Logik trägt imho dazu bei, warum die meisten Leute, die kein Problem mit Alkohol haben, Alkoholiker letztendes doch als Schwächlinge oder charakterlos sehen.
Alkoholismus ist auch eine biochemische Erkrankung. Behaupte ich. Nach wie vor.
Nun, ich weiß und habe gelernt, dass es leichter ist, nichts zu trinken, als nur ein bisschen zu trinken. Das sage ich mir oft, wenns mich mal wieder überkommt.
Was ist das für ein Gefühl, saufen zu müssen oder zu wollen ? So richtig bin ich da noch nicht hintergekommen. Es hat einfach damit was zu tun, dass es hilft zum abschalten, das Anfluten genießen und sich ausgelassen zu fühlen.
Das Problem ist, dass du mit deiner Suchtbirne immer glaubst, desto mehr Stoff, desto geiler ist es.
Und irgendwann überwiegen halt die Psychoprobs und eklige Entzüge folgen. Die Sucht nach dem geilen Gefühl ist aber stärker und deshalb können die meisten (ich eingeschlossen) erst aufhören, wenn du die Abhängigkeit so deutlich vor dir siehst, dass es dich förmlich in der Luft zerreisst oder du vielleicht vorher springst.
wenn man dann so tief unten ist, dass man nichts mehr merkt, dann ist die krankheit soweit fortgeschritten, dass sie kaum noch zu behandeln ist. dann greift auch meine aussage über die charaktersache nicht mehr. insoweit muss ich mich berichtigen.
ZitatGepostet von Adriana2 Damit hab ich jetzt ein Problem. Ist es denn nun eine Krankheit oder nicht?
Eine Krankheit folgt nicht dem logischen Verstand. Man kann sich stabilisieren, die (u.a. Therapie-)Zeit nutzen, um das zu tun. Z.B.
Aber die Frage bleibt - warum schaffen es auf Dauer nur um die 10% trocken zu bleiben? (die Zahl ist eine Folge langer Recherchen meiner- und andererseits).
Meiner Ansicht nach ist es eine Frage der Entwicklung.
Während meiner Säuferzeit hatte der Verstand in der Tat wenig bis gar nix zu melden. Auch ganz zu Beginn meiner Trockenheit hatte ich öfter noch das Gefühl, daß die Sucht eventuell stärker als der Verstand sein könnte.
Mittlerweile hat die Sucht nix mehr zu melden. Wenn ich also jemals wieder trinke, dann nur aus einem Grund: weil ich es will.
Und seit der Zeitpunkt erreicht ist, kann ich mich irgendwie auch als "geheilt" betrachten.
Also, ich denke auch, dass es der Begriff "Charakterschwäche" nicht trifft. Was sollte das sein? Das wird jeder für sich anders definieren. Ich habe Scghwierigkeiten mit solchen normativen Begriffen, wie eben Charakterschwäche oder "ich darf nicht" oder "man muss..." oder ähnliches.
Die Entscheidung (wieder) zu trinken wäre für mich keine rationale Entscheidung, in der ich das Für und Wider genau abwäge und dann nach exakter Aufrechnung zu einem Schluss komme, sondern eine Bauchentscheidung, aus Lust oder Frust oder was weiß ich. Umgekehrt ist die Entscheidung nicht zu trinken eine eher rationale. Ungefähr so:
ZitatNun, ich weiß und habe gelernt, dass es leichter ist, nichts zu trinken, als nur ein bisschen zu trinken. Das sage ich mir oft, wenns mich mal wieder überkommt. Was ist das für ein Gefühl, saufen zu müssen oder zu wollen ? So richtig bin ich da noch nicht hintergekommen. Es hat einfach damit was zu tun, dass es hilft zum abschalten, das Anfluten genießen und sich ausgelassen zu fühlen.
Vor zwei Jahren ist mein Vater an Krebs gestorben. Am Freitag bekam meine Mutter ebenfalls die Diagnose Krebs (zusätzlich zu ihrer Demenz. Vor kurzem für mich noch der beste Anlass mir einen einzuschenken. Habe ich nicht getan. Wieder was gelernt.
ZitatGepostet von Ulli Q Vor zwei Jahren ist mein Vater an Krebs gestorben. Am Freitag bekam meine Mutter ebenfalls die Diagnose Krebs (zusätzlich zu ihrer Demenz. Vor kurzem für mich noch der beste Anlass mir einen einzuschenken. Habe ich nicht getan. Wieder was gelernt.
meine erfahrung ist, nicht die großen katastrophen sind schuld an einer umkehr. es sind die kleinen dinge, die sich aufstauen und letztlich zur flasche greifen lassen. da kommt was großes gerade recht.
ulli, das war jetzt nicht böse gemeint. ich war (1989) ein jahr trocken, da starb meine mutter. das hat mich damals nicht ins wanken gebracht, da war ich eisern. später dann, als es dem esel zu gut ging, kam die katastrophe noch einmal.
Ja, Uwe, das ist schon o.k. Gut, dass du es schreibst. Als "Kurztrockene" ist das wichtig zu beachten. Es stimmt wahrscheinlich, dass die ganz großen Katastrophen gemeistert werden können und dann die tägliche Routine den Absturz bringt. Kann ich mir für mich gut vorstellen. Wenn's mir zu öde, trist wird muss ich besonders auf mich aufpassen. Ist auch neu. Ich hab' eigentlich bislang nie auf mich aufgepasst. Immer voll rein (in jeder Beziehung :rolleyes
ZitatGepostet von Ulli Q [b]Ja, Uwe, das ist schon o.k. Gut, dass du es schreibst. Als "Kurztrockene" ist das wichtig zu beachten.
Jo, Ulli...und wenn ich Dir jetzt noch erzähle, dass ein Rückfall nicht nur durch ein großes, oder viele kleine Negaitiv-Ereignisse ausgelöst werden kann, sondern auch noch durch Selbige in Positiv-Form, dann hast Du sogar noch etwas mehr zu beachten