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Saufnix  
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Dieses Thema hat 108 Antworten
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MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

28.08.2018 14:43
#16 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Vielen Dank für diesen äußerst interessanten Crashkurs, ich werde alles brav bei meinen nächsten Posts berücksichtigen!

Sonnige Grüße,

MandelSternchen

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If only our eyes saw souls instead of bodies, how very different our ideals of beauty would be! -unknown-


Julia ( gelöscht )
Beiträge:

03.09.2018 19:33
#17 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Hallo MandelSternchen

Wie läufts denn bei dir mit den Formularen und dem Trockenwerden. Kommst voran?

Liebe Grüße
Julia


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MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

03.09.2018 20:22
#18 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Nach einigen Tagen Forumsabstinenz bin ich heute mal wieder präsent, um Schlimmeres zu verhindern.

Trotz eines katastrophalen Wochenendes mit endloser Trinkerei und gewaltigen „Fresskapaden“ habe ich mich heute morgen mit meinem „G – schieß – mich – tot“ Formular zur Krankenkasse geschleppt.

Letzte Woche hatte ich schon ein mal den Versuch unternommen, mir dieses Formular für die Vervollständigung des Rehaantrags ausfüllen zu lassen. Meine Mission ist daran gescheitert, dass die Forderungsaufstellung der Krankenkasse aus dem anderen Bundesland, in dem ich bislang versichert war, fehlte. Vor meinem Absturz am Wochenende war ich damit beschäftigt, dieses Formular beizubringen. Telefonate. Emails. Datenschutz. Wieder Telefonate, wieder Emails. Schließlich habe ich es als pdf Datei zugemailt bekommen. Mission erfüllt und giftbefreit überstanden. Hurra.

Am Wochenende sind dann meine unterdrückten Überforderungs- und Unfähigkeitsgefühle gemeinsam mit meinen Ängsten brutal über mir eingebrochen. Das Treffen mit einer alten Bekannten, die ich viele Jahre nicht gesehen hatte und auf das ich mich eigentlich freute, wurde ein einziges Abtauchen. Man geht essen. Man trinkt einen Prosecco. Dann einen zweiten. Irgendwann höre ich auf, zu zählen. Auf dem Weinfest muss ich ein Auge zukneifen, um nicht doppelt zu sehen. Um 22 Uhr bin ich total erledigt und kann froh sein, dass ich es geschafft habe, den Herd noch auszumachen, nachdem ich mir gefühlte 3 Tonnen Nudeln gekocht habe, um meinen Heißhunger zu stillen. Wie hätte das doch zum X-ten Male in die Hose gehen können.

Am nächsten Tag dieser schreckliche Kater und das riesige Loch im Bauch. Fertigpizza. Fertigdöner. Fertig Frittiertes. Fertig, fertig, fertig.

Am Abend dann „gemütliches Beisammensein“ mit den Nachbarn. Nur ein Glas Weißwein. Ach, eins geht noch. Eine Flasche. Zwei Flaschen. Während alle anderen langsamer trinken, gute Gespräche führen und sich amüsieren, bin ich gegen 22 Uhr nicht mehr in der Lage, mich klar zu artikulieren, geschweige denn, geradeaus zu laufen. Für Dritte muss es ausgesehen haben, wie das personifizierte Elend. Ich stehe einfach auf und gehe in Schlangenlinien in meine Wohnung, lasse mich in mein Bett fallen. Habe Albträume, Schweißausbrüche. Wache um 4.30 Uhr auf und kann nicht mehr einschlafen. Alles dreht sich, von meinem Atem wird mir übel. Die Nachbarn denken sich sicher ihren Teil.

Dann Sonntag. Schlafen, bis man Hunger hat. Essen, bis man schlafen will. Nicht eine einzige Zigarette kann ich mehr anrühren.

Abends meldet sich mein kleiner Lebensfunke und flüstert: „Kasteie dich nicht weiter. Morgen ist ein neuer Tag. Hoffnung. Sie ist müde, aber sie ist da. Ich stelle den Wecker und wache heute morgen eine Stunde bevor ebendieser klingelt, auf.

Ich liege noch eine Stunde im Bett, kuschel mich in die Decke. Als der Wecker schellt, stehe ich mechanisch auf, ziehe meine Sportsachen an, gehe auf den Stepper. Nur 20 Minuten halte ich durch, sage mir dennoch: Immerhin. Danach stelle ich mich unter die Dusche, genieße es, habe schließlich seit Freitag nicht geduscht. Dabei war ich doch früher überhygienisch und eine Beautyqueen.

Ich habe nach dem Duschen noch massig Zeit, räume auf. Klamotten und Müll liegen auf dem Boden. Bierflaschen, die ich im Suff umgestoßen habe, tummeln sich dazwischen.

Ich stolpere über die Relikte meines Elends.

Meinem Kampfgeist gelingt es, diese zu beseitigen.
Mit allen nötigen Unterlagen bewaffnet trete ich die Reise zur Krankenkasse an. Eine überfreundliche Empfangsdame begrüßt mich mit einem klirrenden „Guten Morgeeeeeen, wie kann ich Ihnen helfen?“Es ist nicht ihre Schuld. Warten. Aufgerufen werden. Ich erzähle alles zum Tausendsten Mal. Am Schalter des Kundenberaters sitze ich peinlich berührt da, während er seine Arbeit tut. Er wünscht mir einen schönen Tag. Ich bedanke mich und laufe zur Suchtberatungsstelle.

Dort angekommen, bin ich völlig aufgelöst. Was, wenn die Rentenversicherung den Antrag ablehnt? Was soll in meiner Abwesenheit mit meiner Wohnung geschehen? Wird es nicht so sein, dass ich nach meinem Aufenthalt in der Käseglocke zurück in die Einsamkeit kehre?

Zuspruch. Wir machen einen Tagesplan bis zu unserem nächsten Treffen am Mittwoch. Alles wird gut. Gestärkt gehe ich zur Arbeitsagentur.

Dort bin ich nur eine Kundennummer. „Einen Aufhebungsvertrag sehen wir als Kündigung Ihrerseits. Rechnen Sie mit einer Sperrfrist von 12 Wochen.“ Dabei bin ich doch niemand, der nicht arbeiten will.

Und jetzt? Der Tagesplan sagt: „Spazieren gehen.“ Aber es regnet.

Ein Glas Rotwein. Zwei Gläser. Gleich ist die Flasche leer.

Ich danke Euch für’ s Lesen.

MandelSternchen

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F10 2 Online




Beiträge: 4.679

03.09.2018 20:30
#19 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Die Voraussetzungen für eine Reha haben sich etwas geändert.

Ein Sozialbericht in herkömmlicher Form ist nicht mehr unbedingt von Nöten.

Es reicht die kurze - aber aussagefähige (Stichwort Antrags-Lyrik)- Einschätzung einer Beratungsstelle.

Oder von gut aufgestellten SHG, die über ein breiteres Spektrum verfügen, als Stuhlkreis und Präambeln vorlesen.

Es gibt ein Rundschreiben der RV - Träger, demnächst mehr dazu.

Ablehnungen sind -fast - unmöglich, da die Rehazahlen rückläufig sind, was nicht im Sinne der DRV ist.

Auch Motivationswochen, in denen man anhand von Abstinenz die Motivation nachweisen soll(??????) sind lange Geschichte.


LG RV-Leak

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Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

03.09.2018 20:54
#20 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Lieber F10,

das beruhigt mich insofern, als dass der Antrag genehmigt werden könnte.

Dennoch ist nichts mehr von mir übrig und - so abgedroschen diese Metapher auch klingt - zerfressen mich meine Zweifel, dass alles wieder gut wird.

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Julia ( gelöscht )
Beiträge:

03.09.2018 21:00
#21 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Mit jedem weiteren Glas Wein wird das auch nicht besser werden. Betrunken über seinen Zustand nachzudenken führt ja nur zu
Leid, so meine Erfahrung. Spar dir das fürs Nüchternsein auf, da gibts dann auch wieder Hoffnung. Wer so toll schreiben kann wie du, hat noch nicht alles verloren, sondern eine grosse Ressource, die wieder genutzt werden kann


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MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

03.09.2018 21:25
#22 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Zitat von Julia im Beitrag #21
Wer so toll schreiben kann wie du, hat noch nicht alles verloren, sondern eine grosse Ressource, die wieder genutzt werden kann


*erröt* Ich danke dir von Herzen.

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Biene Offline




Beiträge: 450

04.09.2018 09:00
#23 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Guten Morgen Mandel Sternchen (erinnert mich ein bisschen an Weihnachten..dein Nickname)


Alles was du so an diesem versoffenen Wochenende erlebt hast kenne ich nur zu gut.
Morgen`s völlig verkatert der Schwur..."Nie wieder Alkohol jetzt ist Schluß"... und am Abend zählt das alles nicht mehr dann die nächste Verarsche .."nur ein Glas.."
Es ist ein Kreislauf der ohne Hilfe ganz schwer zu durchbrechen ist.

Aber du bist auf einem guten Weg und ich wünsch dir Glück das alles gut klappt mit der LTZ.

Was ich nicht verstehe ist:

Zitat von MandelSternchen im Beitrag #18
Dort bin ich nur eine Kundennummer. „Einen Aufhebungsvertrag sehen wir als Kündigung Ihrerseits. Rechnen Sie mit einer Sperrfrist von 12 Wochen.“ Dabei bin ich doch niemand, der nicht arbeiten will.



Warum musst du denn ein Aufhebungsvertrag machen?
Wenn du in Arbeit bist ist das doch in Ordnung oder hab ich da was falsch verstanden?

Schönen Tag wünscht

Biene


Julia ( gelöscht )
Beiträge:

04.09.2018 09:55
#24 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Hi MandelSternchen

Möchte mich Biene anschließen. Würde es auch schön finden, wenn du noch ein wenig erzählen würdest aus deinem Leben. Bis jetzt hast du geschrieben seit 4 Jahren jeden Tag zu trinken und alles verloren zu haben und auf dem Ruf zu hocken, der dir vorauseilt.

Mit 30 hatte ich eine Trunkenheitsfahrt und mußte den Führerschein 7 Monate abgehen. Ich bin vorher schon immer wieder, nein eigentlich jahrelang, betrunken gefahren. Hab viel während des Studiums in Clubs gejobbt, da bin ich eigentlich immer betrunken gefahren. Man wusste, wo die Polizisten stehen und die kannten einen auch und haben einen oft nicht angehalten. Schlimm eigentlich! Ein Freund sagte mir mal, dass er geträumt habe, dass ich meinem Führerschein verloren hätte, ich habe abgewunken. 2 Monate später war er dann weg. Ohne bin ich dann nicht gefahren, das war mir zu heikel. Hatte Schiss, ihn dann gar nicht mehr zu bekommen. Ich weiss noch, wie ich mich schämte als meine Schwester mich um 0.30 vom Krankenhaus abholte, dort haben sie mir Blut abgenommen, die Polizei hat mich hingebracht. Es warten 1,4 Promille. An einem Montag. Samstag wäre es wohl mehr gewesen.

Schreb dich mal bissi was über dich, wenn du magst :-)

Lieber Gruß
Julia


MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

04.09.2018 11:28
#25 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Zitat von Biene im Beitrag #23
Guten Morgen Mandel Sternchen (erinnert mich ein bisschen an Weihnachten..dein Nickname)


Guten Morgen, Biene.


Zitat von Biene im Beitrag #23
Aber du bist auf einem guten Weg und ich wünsch dir Glück das alles gut klappt mit der LTZ.


Ich danke dir.

Zitat von Biene im Beitrag #23
Was ich nicht verstehe ist:

Dort bin ich nur eine Kundennummer. „Einen Aufhebungsvertrag sehen wir als Kündigung Ihrerseits. Rechnen Sie mit einer Sperrfrist von 12 Wochen.“ Dabei bin ich doch niemand, der nicht arbeiten will.


Warum musst du denn ein Aufhebungsvertrag machen? Wenn du in Arbeit bist ist das doch in Ordnung oder hab ich da was falsch verstanden?


Mein Arbeitsverhältnis wurde zum 31.08. durch einen Aufhebungsvertrag beendet. Aufhebungsvertrag bedeutet, dass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses einverstanden sind. Für die Arbeitsagentur hat man in diesem Fall die Arbeitslosigkeit quasi selbst verursacht. Gerät man durch Eigenverschulden in die Arbeitslosigkeit, droht einem prinzipiell eine sogenannte "Sperrfrist". Das heißt, man muss mit erheblichen Kürzungen des ALG I rechnen, im schlimmsten Fall entfällt der Anspruch ganz. Die Arbeitsagentur wird meinen Fall also prüfen lassen und dann entscheiden, ob ich die Miete und meine Rechnungen weiterhin bezahlen kann oder mein Leben quasi beendet ist.

Mein ehemaliger Arbeitgeber hat zwar im Vertrag schriftlich geäußert, dass der Aufhebungsvertrag auf Veranlassen seinerseits, jedoch im gegenseitigen Einvernehmen mit mir geschlossen wird. Ein Aufhebungsvertrag ist für den Arbeitgeber immer attraktiver als eine Kündigung, da er dann keine rechtlichen oder finanziellen Schäden befürchten muss.

Der Schaden, der mich erwartet, wenn die Arbeitsagentur gegen mich entscheidet, ist hingegen immens. Ich habe nur noch eine Option: Ich muss den Nachweis erbringen, dass mein Arzt mir aufgrund meiner Erkrankung geraten hat, die Tätigkeit nicht mehr auszuüben. Als Alkoholkranke in der Gastronomie stehen die Chancen gut, dass auch jemand, der hinter einem Schreibtisch sitzt und aufrichtige Beziehungen zu Formularen pflegt, jedoch kein Verständnis von Mensch und Menschlichkeit hat, da einsichtig ist.

Du wirst aber sicher verstehen, dass ich im Moment panisch bin und meine gesamte Existenz bedroht sehe.

Ich danke dir von Herzen für dein aufrichtiges Interesse an mir und meiner Person und hoffe, ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen, diese Aufhebungssache betreffend.

Hab einen schönen Tag mit vielen lieben Begegnungen.

MandelSternchen

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MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

04.09.2018 12:00
#26 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Zitat von Julia im Beitrag #24
Hi MandelSternchen


Hai Du.

Zitat von Julia im Beitrag #24
Möchte mich Biene anschließen. Würde es auch schön finden, wenn du noch ein wenig erzählen würdest aus deinem Leben. Bis jetzt hast du geschrieben seit 4 Jahren jeden Tag zu trinken und alles verloren zu haben und auf dem Ruf zu hocken, der dir vorauseilt.


Mehr kann und will ich im Moment auch nicht preisgeben. Ich bitte um Verständnis.

Zitat von Julia im Beitrag #24
Mit 30 hatte ich eine Trunkenheitsfahrt und mußte den Führerschein 7 Monate abgehen. Ich bin vorher schon immer wieder, nein eigentlich jahrelang, betrunken gefahren. Hab viel während des Studiums in Clubs gejobbt, da bin ich eigentlich immer betrunken gefahren. Man wusste, wo die Polizisten stehen und die kannten einen auch und haben einen oft nicht angehalten. Schlimm eigentlich! Ein Freund sagte mir mal, dass er geträumt habe, dass ich meinem Führerschein verloren hätte, ich habe abgewunken. 2 Monate später war er dann weg. Ohne bin ich dann nicht gefahren, das war mir zu heikel. Hatte Schiss, ihn dann gar nicht mehr zu bekommen. Ich weiss noch, wie ich mich schämte als meine Schwester mich um 0.30 vom Krankenhaus abholte, dort haben sie mir Blut abgenommen, die Polizei hat mich hingebracht. Es warten 1,4 Promille. An einem Montag. Samstag wäre es wohl mehr gewesen.


Wow, wow, wow. Ich hoffe wirklich inständig, dass du nie, nie, nie wieder in die Situation gerätst, dich und andere Verkehrsteilnehmer einer solchen Gefahr auszusetzen - und das meine ich nicht wertend, sondern zutiefst ehrlich und wohlwollend. Ich kann wohl von Glück reden, dass sich bei mir, egal wie betrunken ich war, immer eine innere Stimme gemeldet hat, die sagte: "Das würdest du dir nie verzeihen."

War es denn bei dir damals womöglich so, dass du unter Alkoholeinfluss sogar verkehrssicherer gefahren bist, als nüchtern? Ich habe deine Geschichte noch nicht so verfolgen können, weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin. (Entschuldige bitte.) Deshalb weiß ich nicht, in welchem "Stadium" des Alkoholismus du dich befunden hast?

Zitat von Julia im Beitrag #24
Schreb dich mal bissi was über dich, wenn du magst :-)


Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich freue mich sehr über dein Interesse an mir und meiner Geschichte. Nur befinde ich mich gerade in einem echt desolaten (!) Zustand und kann immer nur einen kleinen Teil meines Innersten nach außen kehren. Ohne jemandem eine böse Absicht unterstellen zu wollen - aber ich habe in meinem Leben sehr oft die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass man umso verwundbarer wird, je mehr man von sich preisgibt. Davor habe ich Angst, auch wenn sie vielleicht irrational ist.

Es ist mir lieber, wenn man mir Fragen stellt und ich dann entscheiden kann, inwieweit ich diese zu beantworten bereit bin. Das Bild wird sich dann ohnehin Stück für Stück zusammen setzen.

Ich hoffe, du kannst meine Befürchtungen etwas nachvollziehen und siehst mir meine Entscheidung nach.

Fühl dich gedrückt.

MandelSternchen

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Susanne Offline



Beiträge: 368

04.09.2018 13:36
#27 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Moin,

den Aufhebungsvertrag zu unterschreiben, lag im Interesse Deines Arbeitgebers, ja, aber eher nicht in Deinem, wie? Im „Paten“ gibt es so eine Stelle, wo der Mafiaboss jemanden auffordert (unterstützt durch eine Kleinkaliber-Waffe), etwas zu unterschreiben mit den Worten „In einer Minute ziert entweder deine Unterschrift oder dein Hirn dieses Papier “. So schlimm war es bei Dir hoffentlich nicht…

Ich habe Ende der 90er Jahre mal gekündigt, habe die Sperre, derer ich mir im Vorfeld bewusst war, gern und problemlos in Kauf genommen; zum einen wollte ich dort dringend weg, zum anderen wollte ich unbedingt im Zeugnis stehen haben, dass das Arbeitsverhältnis auf meinen Wunsch hin beendet wurde. Ich wusste aber, dass ich mir das leisten kann.

Ich phantasiere jetzt mal, dass Du nach dem Klinikaufenthalt nicht unbedingt eine Rückkehr in die Gastronomie anpeilst? Dann kann Dir auch das letzte Arbeitszeugnis gestohlen bleiben, vermute ich. Ich habe den Klinikaufenthalt übrigens nicht als Käseglocke erlebt, sondern als Biotop ;-)

Du hast im Anschluss an die Reha eine tolle Chance, einen neuen Beruf zu erlernen – denk schon mal darüber nach, was Du gerne werden möchtest :-)

Es würde mich wundern, wenn Du um die dreimonatige Sperre drumherum kommen würdest. Falls nicht, kannst Du, so wie ich es bei einer Bekannten minutiös miterlebt habe, - Achtung: Zweite Option- mit dem Bescheid der Arbeitsagentur zum Jobcenter, Deine Mittellosigkeit beweisen (durch Deine Kontoauszüge und durch Stellen des Antrags auf ALG II, wo Du zu den Eigentums-, Vermögens- und sonstigen finanziellen Fragen halt angibst, dass Du nichts hast) – bei nachgewiesener Mittellosigkeit (Achtung – wenn Du noch Gehalt für August bekommen hast, erwartet das JC von Dir, davon noch den September zu bestreiten) übernimmt das JC Deine angemessenen Wohnkosten (entsprechend dem Mietspiegel der Stadt in der Du lebst gibt es zur Angemessenheit Obergrenzen) während der 3monatigen Sperre des ALG I. Und den bundesweit gleichen Regelsatz zum Lebensunterhalt, der „Strafe muss sein“ allerdings oft um 30 % gekürzt wird. – [u] Alles „ohne Gewähr“ – ist nur Hörensagen. Wenn das JC Dich abwimmeln will (und das wollen die in der Regel) dann hole Dir Hilfe auch in dieser Angelegenheit.

Hiermit empfehle ich Dir also neben der Schuldnerberatung auch noch unbedingt eine Arbeitslosenberatung.

Du schreibst: Der Tagesplan sagt: „Spazieren gehen.“ Aber es regnet.
Ooooch…. Und? Gehste dann nicht?

Vielleicht hast Du Lust, dass aus dem Sternchen wieder ein Stern mit hoher Leuchtkraft wird. Ohne Verkleinerung. Ohne Verniedlichung.
Borowiak hat das ja gut drauf: Kein Gläschen, Fläschchen, Stößchen, Weinchen, Schnäppsken - statt dessen Korsaköffchen, Leberzirrhöschen und Insolvenzchen...

Deine gestrige Beschreibung Deines Wochenendes hat mir wieder einmal deutlich vor Augen geführt, wie wahnsinnig anstrengend so ein Leben mit und in der Alkoholabhängigkeit ist.

Möge ich es niemals vergessen oder aus den Augen verlieren.

Bleib dran!
Susilein…

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Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg
in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen.
(Terry Pratchett)


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Julia ( gelöscht )
Beiträge:

04.09.2018 13:48
#28 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

MandelSternchen, damit wir uns nicht falsch verstehen. Wegen mir musst du hier gar nichts schreiben. Ich will dich auch nicht ausfragen. Jeder schreibt, was er möchte und wie viel er/sie möchte. Ich glaube, dass wir hier alle (zumindest ganz viele) ganz unten waren, oder kurz davor. Ich verstehe auch, dass du verletzt bist, dass es dir schlecht geht und dass du seine Existenz gefährdet siehst. Je früher du dich in die Eigenverantwortung stellst, für das wie es dir jetzt geht, desto schneller kommst du heraus. Vielleicht muss es ja auch nicht schnell gehen. Das kannst ja du entscheiden. Die Frage ist, ob dir das Arbeitsamt was "wegnimmt", dein Arzt hätte dich ja auch krank schreiben können, dann wärst du nicht in die Situation eines Auflösungsvertrages gekommen. Es ist komplexer. Wer sich selbst als Opfer darstellt, der muss noch weiter runter. Das zeigt die Empirie.

Viel Kraft und Klarheit. Liebe Grüsse, Julia


grufti Offline




Beiträge: 3.769

04.09.2018 14:11
#29 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

"Wer sich selbst als Opfer darstellt, der muss noch weiter runter."

Ein toller Satz, den werde ich mir merken!

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


MandelSternchen Offline



Beiträge: 44

04.09.2018 14:40
#30 RE: MandelSternchen sagt: "Hallo!" Zitat · Antworten

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Moin,


Moinsen,

Zitat von Susanne im Beitrag #27
den Aufhebungsvertrag zu unterschreiben, lag im Interesse Deines Arbeitgebers, ja, aber eher nicht in Deinem, wie? Im „Paten“ gibt es so eine Stelle, wo der Mafiaboss jemanden auffordert (unterstützt durch eine Kleinkaliber-Waffe), etwas zu unterschreiben mit den Worten „In einer Minute ziert entweder deine Unterschrift oder dein Hirn dieses Papier “. So schlimm war es bei Dir hoffentlich nicht…


Der beste Film aller Zeiten - und auch wenn es meine Situation spektakulärer gemacht hätte, war es bei mir in der Tat nicht "ganz so schlimm". Deinen latenten Hinweis darauf, dass ich mich die nächsten 3 bis 5 Monate auch hätte krankschreiben lassen können, habe ich natürlich wahrgenommen. Aus bestimmten Gründen war das keine Option.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Ich habe Ende der 90er Jahre mal gekündigt, habe die Sperre, derer ich mir im Vorfeld bewusst war, gern und problemlos in Kauf genommen; zum einen wollte ich dort dringend weg, zum anderen wollte ich unbedingt im Zeugnis stehen haben, dass das Arbeitsverhältnis auf meinen Wunsch hin beendet wurde. Ich wusste aber, dass ich mir das leisten kann.


Es freut mich für dich, dass du dir das leisten konntest. Ich habe bewusst NICHT gekündigt, da mir klar war, dass das mein finanzieller Ruin werden würde.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Ich phantasiere jetzt mal, dass Du nach dem Klinikaufenthalt nicht unbedingt eine Rückkehr in die Gastronomie anpeilst? Dann kann Dir auch das letzte Arbeitszeugnis gestohlen bleiben, vermute ich. Ich habe den Klinikaufenthalt übrigens nicht als Käseglocke erlebt, sondern als Biotop ;-)


Ich werde auf gar keinen Fall in die Gastronomie zurück kehren. Mein Arbeitszeugnis werde ich mir selbst ausstellen und unterschrieben zurück verlangen.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Du hast im Anschluss an die Reha eine tolle Chance, einen neuen Beruf zu erlernen – denk schon mal darüber nach, was Du gerne werden möchtest :-)


Nix mehr mit Menschen, gerne handwerklich - kreativ, Schneidern oder Maskenbild wären der Idealfall. Aber sind ja nur sogenannte "Nischenbranchen". Ob das genehmigt wird? Der Arbeitsmarkt sucht aktuell eher technische Zeichner. Und auch wenn das so gar nicht meinen Fähigkeiten entspricht, würden sie das sicherlich mit Handkuss genehmigen. Einfach, weil' s der Arbeitsmarkt so möchte.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Es würde mich wundern, wenn Du um die dreimonatige Sperre drumherum kommen würdest. Falls nicht, kannst Du, so wie ich es bei einer Bekannten minutiös miterlebt habe, - Achtung: Zweite Option- mit dem Bescheid der Arbeitsagentur zum Jobcenter, Deine Mittellosigkeit beweisen (durch Deine Kontoauszüge und durch Stellen des Antrags auf ALG II, wo Du zu den Eigentums-, Vermögens- und sonstigen finanziellen Fragen halt angibst, dass Du nichts hast) – bei nachgewiesener Mittellosigkeit (Achtung – wenn Du noch Gehalt für August bekommen hast, erwartet das JC von Dir, davon noch den September zu bestreiten) übernimmt das JC Deine angemessenen Wohnkosten (entsprechend dem Mietspiegel der Stadt in der Du lebst gibt es zur Angemessenheit Obergrenzen) während der 3monatigen Sperre des ALG I. Und den bundesweit gleichen Regelsatz zum Lebensunterhalt, der „Strafe muss sein“ allerdings oft um 30 % gekürzt wird. – [u] Alles „ohne Gewähr“ – ist nur Hörensagen. Wenn das JC Dich abwimmeln will (und das wollen die in der Regel) dann hole Dir Hilfe auch in dieser Angelegenheit.


Ich versuche jetzt mal, nicht davon auszugehen, dass dieses HORRORszenario so eintreffen wird und vertraue auf die Aussage des Mitarbeiters von der Arbeitsagentur, dass ich die Sperre umgehen kann, indem ich nachweisen kann, dass mein Arzt mir schon des öfteren eindringlich geraten hat, die Reise in der Gastronomie zu beenden. Sollte es mir nicht gelingen, diesen Horror auszublenden, klammere ich mich dran, dass es ja immer noch das Jobcenter gibt und werde heute in jedem Fall das erste Glas stehen lassen, weil ich hier einfach nur raus will.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Hiermit empfehle ich Dir also neben der Schuldnerberatung auch noch unbedingt eine Arbeitslosenberatung.


Ich muss gestehen... obwohl du mir das schon angeraten hast, habe ich es bisher nicht geschafft, da anzurufen. Ich spreche das morgen in der Suchtberatung an und werde das in den nächsten Tagen in meine TO DO Listen einbinden. Es hilft mir bestimmt, wenn ich dir dann eine kurze Rückmeldung geben kann, sobald ich das geschafft habe, um symbolisch einen Haken drunter zu setzen (also im Sinne von: wurde erledigt). Wäre das in Ordnung für dich?

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Du schreibst: Der Tagesplan sagt: „Spazieren gehen.“ Aber es regnet.
Ooooch…. Und? Gehste dann nicht?


Offenbar ist in meinem Beitrag nicht so richtig rüber gekommen, dass es für mich gestern nicht nur draußen geregnet hat, sondern auch und gerade innerlich ein Sturm tobte. Nein, ich habe es leider nicht geschafft, trotzdem raus zu gehen. Gleich werde ich mich dazu zwingen, zu duschen und dann meinen Spaziergang nachholen.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Vielleicht hast Du Lust, dass aus dem Sternchen wieder ein Stern mit hoher Leuchtkraft wird. Ohne Verkleinerung. Ohne Verniedlichung.
Borowiak hat das ja gut drauf: Kein Gläschen, Fläschchen, Stößchen, Weinchen, Schnäppsken - statt dessen Korsaköffchen, Leberzirrhöschen und Insolvenzchen...


Es wäre so schön, wenn ich wieder der Stern sein könnte, der ich mal war. Wer ist Borowiak? Von allem anderen bleibe ich hoffentlich verschont. Wenn nicht, muss ich mit den Konsequenzen meiner schlechten Entscheidung, zur Flasche zu greifen, leben und Verantwortung dafür übernehmen. Ich hoffe, ich gehe gestärkt genug aus der Therapie, um auch dann einen klaren Rest Leben zu führen.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Deine gestrige Beschreibung Deines Wochenendes hat mir wieder einmal deutlich vor Augen geführt, wie wahnsinnig anstrengend so ein Leben mit und in der Alkoholabhängigkeit ist.


Es ist ein Albtraum. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal die Hauptakteurin darin werde.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Möge ich es niemals vergessen oder aus den Augen verlieren.


Ich wünsche es dir von Herzen, ich habe deine Geschichte gelesen und sie berührt mich sehr.

Zitat von Susanne im Beitrag #27
Bleib dran!


Ich gebe den besten Rest, der noch von mir übrig ist. Versprochen! Danke dir für deine lösungsorientierten, offenen Worte.

MandelSternchen

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