Zitat von newlife im Beitrag #150...aber ich liebe meine Personalfälle und will zur Arbeit.
Mja, ich weiß. Als Rheinländerin fällt mir dazu nur ein: "Jeder Jeck ist anders"
Schaffste Heiliabend denn "ohne" oder schleichste stickum ins Amt und überprüfst heimlich die Steuerklassen? ;-)
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)
Ich habe kürzlich deine Einträge hier entdeckt. Es hat dann ein wenig gedauert bis ich freigeschaltet wurde und nun auch schreiben kann. Als ich am 14. Juni das letzte Glas getrunken habe, mit dem festen Willen, das dies nun mein letztes für immer ist, da hab ich noch gedacht, dass ich mal hier schreiben könnte. Irgendwie habe ich aber nur alte Beträge gefunden und dachte, dass es sich nicht lohnen würde. Nun habe ich kürzlich gesehen, dass du Anfang Juni dem Alkohol Adieu gesagt hast. Es ist sicher unendlich schmerzvoll, den geliebten Menschen gehen zu lassen. Ich kann gut nachvollziehen, wie du dann im Alkohol einen Weg gefunden hast. Es ist sehr spannend zu lesen, wie du den Weg nun wieder heraus gefunden hast. Schön, wie du einen in deinen Erzählungen mit auf die Reise nimmst. Ich hatte am 16. Juni eine grosse OP. 4 Tage vorher war ich so am Ende, dass ich 15 Temesta/Tavor genommen habe (nach 2 Flaschen Rotwein, oder einer Flasche Wodka, ich weiss es nicht mehr). Bei Einschlafen war ich fest davon überzeugt, nicht mehr aufzuwachen. Mir war nicht bewusst, dass man sich mit diesem Zeug nicht umbringen kann. Zwei Tage vor dem Krankenhaus habe ich dann den letzten Schluck getrunken und seit dem nichts mehr. Es ging mir wie dir. Auch ich habe funktioniert und bin zur Arbeit. Auch ich habe morgens in der Küche festgestellt, dass ich mir abends/nachts noch was gekocht hatte. Wenn mein Partner auf Reisen war, hab ich auch schon mal zwei, drei Tage am Wochenende durchgetrunken. Die nächtlichen Attacken kenne ich gut - Herzrasen bis zur Panik. Morgens habe ich wie verrückt geschwitzt (im Gesicht) und auch tagsüber ist mir der Schweiss in Bächen vom Gesicht gelaufen. Unvorstellbar. Immer wieder hatte ich versucht aufzuhören und nach wenigen Tagen, oder auch einem Monat wieder angefangen. Heute blicke ich auf ein halbes Jahr zurück. Komisch, ich habe trotz extremstem Stress seit Wochen kein Verlangen nach Alkohol. Das war irgendwann einfach weg. Manchmal denke ich, dass besaufen jetzt gut wäre, doch schnell kommt der Gedanke, dass das keine Option ist. Ich hoffe, dass dies so bleibt. Hier ist Haus ist Alkohol, mein Partner trinkt Wein und Bier. Mich stört der Geruch sehr, ich habe aber kein Bedürfnis selbst zu trinken. Hin und wieder frage ich mich, ob es nun wie beim Rauchen aufhören ist. Etliche Versuche über Jahre sind gescheitert. Und irgendwann habe ich einfach aufgehört und nie ehr eine Zigarette angerührt. Mir graut beim Gedanken daran (sicher schon zehn Jahre rauchfrei).
Ich finde es toll, dass du nun zur Reha kannst. Ich hätte das auch gern gemacht. Habe mich auch an Einrichtungen gewendet etc. So richtig geholfen hat mir das nicht. Ich wurde gar nicht ernst genommen. Für die war ich einfach nur eine gestresste Person in sehr guter beruflicher Position, die sich mal ein bisschen Ruhe gönnen sollte. Outen war für mich keine Option (bei der Arbeit). Beim Partner schon. Er hat immer wieder Flaschenverstecke gefunden. Er findet es gut, dass ich nichts mehr trinke. Er nimmt keine Rücksicht und trinkt seinen Wein oder sein Bier, wenn er mag. Ich finde das bis auf den Geruch ok, weil es mir zeigt, dass ich ohne kann. Natürlich hoffe ich, dass das so bleibt. Habe auch von meinen selbstgemachte Pralinen ein paar gegessen, die einen mit Orangenlikör, die anderen mit Amaretto. Es hat mich nicht verleitet, nun was zu trinken. Ich wollte es aber nicht weiter provozieren und habe es dann gelassen. Hin und wieder hab ich Wein in die Sauce, früher regelmässig, nach dem Aufhören zunächst gar nicht mehr. Nun einfach selten. Es macht aber nichts auf. Ich hatte ein wenig Schiss davor, dass es mich verleitet. Bei früheren Versuchen war es immer so, dass ich mit einem Glas Sekt angefangen habe und dann spätestens zwei Tage später wieder 2 Flaschen Wein oder eine Flasche Wodka intus hatte.
ich hoffe du kannst deine Reha geniessen und die letzten Gelüste loswerden. Stark bis du ja, damit hat das glaub auch nichts zu tun. Ich stelle es mir gut vor, dass man da dann endlich einfach mal viel Zeit für sich hat und die Unterstützung der Therapien nutzen kann. Irgendwie ist es ein Angebot und man entscheidet selbst, wie man es nutzt. Das finde ich gut. Es kann einen ja keiner zu was zwingen. Und da man schon ein halbes Jahr nichts getrunken hat, kann es einen darin einfach bestärken. Das ist eine tolle Sache!
Ich drücke dir ganz fest die Daumen und wünsche dir eine tolle Zeit.
Deine Wünsche für eine „tolle Zeit“ kommen absolut passend: Heute morgen dachte ich, es wäre gut, wenn ich mich bei der Klinik mal wieder mit meinem Wunschtermin 15.01.18 in Erinnerung rufe und siehe da – die freundliche Mitarbeiterin der Aufnahme verkündete mir, dass ich bald ein Einladungsschreiben für den 18. Januar 2018 erhalten werde. Yeah. Ich merkte, wie mein leichter Schlingerkurs sofort von mit abfiel, mit diesem konkreten Datum. Das ist eine super Stabilisation über die Feiertage, besser geht es nicht! Mein schönstes denkbares Weihnachtsgeschenk. Ich habe mal sogleich vorfreudig einen Post –Lagerservice online klar gemacht und meine Liste, was alles in meinen Koffer kommt, überflogen...
Als ich hier anfing zu schreiben, habe ich mir selbst versprochen, bei mir zu bleiben und zum Himmels Willen nicht mit Feedbacks an andere um mich zu schmeißen; zumindest mal gar nicht im ersten Jahr. Ich halte das immer noch für gut und richtig, möchte aber an dieser Stelle gern auf ein paar Deiner Sätze eingehen:
Du schreibst: „Bei früheren Versuchen war es immer so, dass ich mit einem Glas Sekt angefangen habe und dann spätestens zwei Tage später wieder 2 Flaschen Wein oder eine Flasche Wodka intus hatte." Ja, bei mir auch, zwar kein Wodka, aber die 2 Flaschen Wein waren schnell wieder erreicht.
Du schreibst: „Stark bis du ja, damit hat das glaub auch nichts zu tun.“ Jedenfalls ist es nicht ausschlaggebend. Vernunftbegabt bin ich ja auch, aber auch das hilft nicht. Wie meinte der olle Wanke: „Sucht ist ein unabweisliches Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet.“ Jo. Sucht hat leider diese – ich nenne es mal: Zusätzliche Dimension, der ich mittlerweile in Hinsicht auf ihre Vernichtungskraft größten Respekt zolle.
Du schreibst weiterhin: „Ich finde es toll, dass du nun zur Reha kannst. Ich hätte das auch gern gemacht. … Ich wurde gar nicht ernst genommen.“ Echt heftig. Und wir sind keine Einzelfälle, anscheinend. Ich habe noch mal in den Anfang dieses Threads geguckt; auch Sandelle berichtete: „Und auch die Erfahrung, mit meinem Problem nicht ernst genommen zu werden, habe ich gemacht. Ich war in einer Suchtklinik zum Vorgespräch, und meine ehrlichen Schilderungen reichten auch nur zum Augenbrauenheben und der Empfehlung, eine Therapie gegen Depressionen zu machen. Herrlich, dann konnte ich danach ja noch weitertrinken.“ Und? Lassen wir das auf sich beruhen, wenn man geruht, uns nicht ernst zu nehmen?? Nö, ne? ;-)
Schön, dass Du hierher gefunden hast. Wenn es Dir gut tut, dann bleibe doch ein bisschen :-)
Viele Grüße, Susanne
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Vorwort: ich bin seit 16 Jahren beim selben Arbeitgeber, habe eine große Selbstständigkeit, der nächste Kollege auf demselben Hierarchielevel ist 2 Kilometer, mein direkter Vorgesetzter 4 Kilometer entfernt. Ich habe in den letzten 2 Jahren, also 2016 und 2017 zusammen fünf Tage wegen Krankheit gefehlt. Kein Mensch dort hat auch nur den Hauch einer Ahnung von meiner sich seit März 2016 entwickelt habenden Abhängigkeitserkrankung. So soll es auch bleiben. Dann kann ich nach der Reha ganz normal wieder anknüpfen. Im anderen Falle hätte ich Sanktionen, auch solche der subtileren Art zu befürchten. Schlimmstenfalls würde man mir meine derzeitige Tätigkeit nicht mehr zutrauen und mich auf dem Personalschachbrett verschieben. Das will ich unbedingt vermeiden.
Mit der Mitarbeiterin der Klinik habe ich heute Morgen nun wieder das aufgeplopppte ernste Problem besprochen, das letztendlich immer noch nicht gelöst ist, bei dem ich jetzt aber zumindest eine vielleicht funktionierende Strategie habe. Ich schildere das jetzt hier so ausführlich, weil ich das surreale Gefühl habe, schon seit Monaten, dass bisher noch niemand sonst mein Problem hatte. Das kann aber doch nicht sein! Es geht um die seit September im Raum stehende Frage des Umgangs mit dem bzw. der Information des Arbeitgebers.
Sachlich ist es so: Der Bewilligung der Maßnahme durch die DRV liegt ein Schreiben bei, zur Vorlage beim Arbeitgeber, Da steht: "Wir haben Frau Xyz eine Leistung zur medizinischen Rehabilitation bewilligt. Sie dauert voraussichtlich 8 Wochen“. Soweit alles gut.
Bezüglich Lohnfortzahlung und Übergangsgeld nun schreibt die DRV in einem Infoblatt: „Bitte legen Sie …mit dem Einladungsschreiben der Rehabilitationseinrichtung Ihrem Arbeitgeber vor.“ So – und das verstößt dann krass gegen allen Datenschutz, da das Einladungsschreiben der Suchtklinik ja nun an der Diagnose keinerlei Zweifel lässt, etwas, was den Arbeitgeber nichts angeht. Und das dann zur Art des Suchtmittels viel spekulativen Raum für Vermutungen lässt und Nahrung für Getuschel über den berüchtigten “Flurfunk” bietet.
Einen Mitarbeiter der Personalabteilung hatte ich letzte Woche angerufen mit dem Hinweis, dass die Unterlagen der DRV zur Reha ja schon bei ihm vorlägen und es würde ja sicher reichen, wenn ich dann möglichst frühzeitig, also wenn ich den Beginn der Reha selbst weiß, ihn sowie meinen direkten Vorgesetzten, über den Termin meiner Abwesenheit per hausinterner Email informiere. Nö, meinte er, also etwas Schriftliches wäre schon gut. Das bedeutet im Klartext: Die wollen etwas haben.
Die Klinik nun, die ich mir ausgesucht habe, macht nur Entwöhnung und hat auch die „Sucht“ überall im Briefkopf. Geht auch nicht anders. Mit Tipp-Ex herumhantierten oder alles abdecken bis auf den Termin macht ja auch einen ganz, ganz seltsamen Eindruck. Die Mitarbeiterin der Klinik meinte, dass sich solche Nachfragen von Arbeitgebern in letzter Zeit gehäuft hätten, jedoch der AG keinerlei Recht auf die Information bezüglich der Klinik habe! Sie nähme das jetzt auch noch einmal zum Anlass, grundsätzlich zu klären, wie damit umgegangen werden könnte. Sie, also die Klinik selbst, würden selbstverständlich niemals einen Arbeitgeber von sich aus anschreiben (Das hatten wir hier ja auch schon im Oktober geklärt, dass die Kliniken das nicht machen).
Die Beratungsstelle, bei der ich angedockt bin, ist bei Klärung dieser meiner Sorgen seit Monaten der Totalausfall. Ich habe die Beraterin, mit der ich die Einzelgespräche hatte, mehrmals gebeten, die Frage vielleicht auch einmal in deren Team zu bringen (niemand muss alles selbst wissen). Aber da kamen nur lahme Vorschläge: Ich könnte ja meinen Hausarzt bitten, mich für die 8 Wochen krank zu schreiben (absurd!) oder einen Arzt am Ort der Klinik darum bitten (auch völlig impraktikabel und abenteuerlich).
Ich habe dann vorhin auch noch bei der DRV angerufen. Die werden ja von der Klinik informiert, sobald ich dort physisch aufgetaucht bin. Und der DRV schreibe ich nun (so habe ich das auch mit der Klinik besprochen)) ein Schreiben, indem ich darum bitte, dass sie, die DRV, mir ganz neutral bescheinigen wird, dass ich meine stationäre Rehabilitation am 18.01.2018 angetreten habe. Dieses Schreiben mögen sie mir an die Klinik schicken; dann sende ich es meinem Arbeitgeber zu. Meinen AG werde ich informiere, dass ich nach Reha-Antritt ihm möglichst zeitnah eine Bescheinigung hierüber zukommen lassen werde. (Die DRV ist sicherlich sehr korrekt, aber auch langsam. Man hat mir gegenüber zugegeben, dass Post, die an die DRV gesendet wird, schon einmal allein 10 Tage benötigt, um hausintern an die richtige Stelle zu geraten.) Die Mitarbeiterin der DRV meinte zu mir, wenn ich an so eine freundliche Mitarbeiterin käme, wie sie es sei, dann würde das wahrscheinlich klappen. Nun ja; das klingt so sehr nach Ermessensspielraum, aber was bleibt mir anderes übrig? Puh. Irgendwelche Einwände zum geplanten Vorgehen? Bessere Vorschläge? Kann es so gehen?
Bei all dem Gedöns bin ich trotzdem froh, mich gegen eine ausschließlich ambulante Therapie entschieden zu haben - die habe ich mir vom Anstrengungsgrad einfach nicht zugetraut - und diese Alternative der so genannten Kombi-Therapie gewählt zu haben. Acht Wochen mich auf mich konzentrieren zu können und eine gute Grundlage für eine aussichtsreiche Abstinenz legen zu können – das ist irgendwie schon prima.
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Habe gerade auch einen Fall, der in Reha geht. Mich interessiert jetzt nicht die Bohne, was der da macht, aber auch ich möchte den exakten Aufnahmetermin von der Einrichtung wissen, da die Vorgänge auch der KK gemeldet werden müssen, zwecks Zahlungen von Krankengeld oder Übergangsgeld durch den Rententräger. Die RV teilt ja lediglich die Bewilligung einer Maßnahme mit, nicht aber den expliziten Einrückungstermin. Das macht nunmal die jeweilige Einrichtung und wenn ich die Meldungen per elektronischem Datenträgeraustausch weitergebe, muss das nachvollziehbar durch die Aktenlage dokumentiert werden können. Mit einer E-Mail der Klinik wäre ich auch einverstanden, bin jetzt absolut nicht kleinkariert, aber es muss eben von der Rehabilitationsstätte sein. Als ich selbst war, wurde das auch dort nochmal durch die Sozialdienste kommuniziert bei den Berufstätigen. Über mich hat man sich auch fusselig gequatscht und heute interessierts keine Sau mehr und ich war einige Male entgiften und hatte 2 x 14 Wochen LZT und so manche Pillenentzüge haben alleine schon 6 Wochen gedauert. Über alles wächst Gras und ich bin vielleicht zur Strafe dann Personaler geworden, ha ha. Ne, hab mich ganz regulär beworben und bin trotz schmutziger Vergangenheit genommen worden.
Newlife, so weit ich weiß, bist du in einer öffentlichen Verwaltung. Da ticken die Uhren völlig anders als in der freien Wirtschaft. Sag ich, die ich auch im ÖD bin Ich kann Susanne sehr gut verstehen.
ZitatSanktionen, auch solche der subtileren Art
sind da wirklich eher die Regel als die Ausnahme.
Unser medizinisches System geht erst von einer Suchterkrankung aus, wenn deutliche soziale Beeinträchtigungen im Schlepptau des Suchtmittelkonsums auftauchen. Bis dahin ist man bei F10.1 - schädlicher Konsum, Alkoholabusus. Susanne - und auch ich - sind laut allgemeiner Lesart "nur" Missbräuchler. Die bilden aber in der medizinischen Reha eine solche Minderheit, dass kein Mensch sich Gedanken über die Positionierung gegenüber dem Arbeitgeber macht. Bei Abhängigkeitserkrankten, davon geht man aus, weiß der Arbeitgeber wegen Fehlzeiten, Auffälligkeiten, Abmahnungen etc. ohnehin schon Bescheid.
Vor sieben, acht Jahren - ich habe im Sockenthread berichtet - war ich dank Arbeits- und privater Belastung dem Zusammenbruch nahe und erkundigte mich nach einem Klinikaufenthalt. Ich war 3 Jahre abstinent und wollte es auch bleiben, ein Aufenthalt in einer Suchtklinik wäre damals kein Problem gewesen, ich hätte nur angeben müssen, dass meine Abstinenz wackelt. Ich hab's letztlich nicht getan und bin in eine psychosomatische Akutklinik gegangen, WEIL es sich nicht vermeiden ließ, dass der Arbeitgeber aufgrund des Klinikbriefkopfes erkannt hätte, wo ich bin. Trotz Schweigepflicht der Personalabteilungen war mir das zu joker. Umgeben von Sozialarbeitern, weiß ich, wie gerade in Fachkreisen über Suchtkranke gedacht wird. Aber das ist ein anderes Thema.
Ich finde Deine Idee gut und hoffe, es klappt so, Susanne, versuch doch in der Klinik ein Fax zu empfangen, da geht's vielleicht ein bisschen schneller.
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Es wäre schade, wenn deine Geschichte in Susannes Vorhang-Thread untergehen würde. Stell dich doch kurz mit einem eigenen Thema vor - etwa in der Rubrik "meine eigene Alkoholkarriere"
Viel Vergnügen und viele gute Impulse in unserem gallischen Dorf
sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Zitat von sole im Beitrag #157Umgeben von Sozialarbeitern, weiß ich, wie gerade in Fachkreisen über Suchtkranke gedacht wird. Aber das ist ein anderes Thema.
Hört sich spannend an...
Magst das mal bei Zeit und Muße zum Thema machen?
LG Uwe
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.
So ganz grundsätzlich glaube ich noch immer, dass du zu viel Angst davor hast, dass dein Arbeitgeber erfährt, in welcher Klinik du bist. Aber gut, das ist jetzt mal so und ich habe es dir ja schon auf dem Feldberg nicht ausreden können.... Und natürlich kann ich gut verstehen, dass man es dem Arbeitgeber nicht auf die Nase binden will. Auch für mich war das damals ein Hauptgrund, mich für eine ambulante Therapie zu entscheiden.
"Mit Tipp-Ex herumhantierten oder alles abdecken bis auf den Termin macht ja auch einen ganz, ganz seltsamen Eindruck. "
Davon möchte ich energisch abraten. Abgesehen davon, dass es schon fast ein Teil der Therapie ist, wieder zur Ehrlichkeit zurückzufinden, was machst du denn, wenn ein Mitarbeiter der Personalabteilung kurz mal unter der Klinik-Adresse googlet und merkt, dass du getrickst hast? Dann stehst du richtig dumm da, und zwar ungleich dümmer, als wenn du von Anfang an ehrlich bist und zu deiner Krankheit stehst.
"Einen Mitarbeiter der Personalabteilung hatte ich letzte Woche angerufen mit dem Hinweis, dass die Unterlagen der DRV zur Reha ja schon bei ihm vorlägen und es würde ja sicher reichen, wenn ich dann möglichst frühzeitig, also wenn ich den Beginn der Reha selbst weiß, ihn sowie meinen direkten Vorgesetzten, über den Termin meiner Abwesenheit per hausinterner Email informiere. Nö, meinte er, also etwas Schriftliches wäre schon gut. Das bedeutet im Klartext: Die wollen etwas haben."
Ich kann ja versehen, dass dich diese Sache umtreibt. Ich glaube aber, je öfter du im Vorhinein bei allen möglichen Stellen (insbesondere innerhalb deiner Firma) anrufst, dich erkundigst etc, desto mehr lenkst du die Aufmerksamkeit auf dich.
Mein Vorschlag, vorausgesetzt, ich habe alles richtig verstanden:
Du telefonierst innerhalb deiner Firma nicht weiter rum.
Kurz vor Therapiebeginn also z.b. am 17.1. informierst du deinen unmittelbaren Vorgesetzten und die Personalabteilung mit einer Email.
"Hallo Herr yx,
Morgen beginnt meine lange geplante Reha-Maßnahme, die bis zum y.x.zz. abgeschlossen sein wird. Das Bestätigungsschreiben der DRV werde ich nachreichen, sobald es mir vorliegt.
MfG Frau Susanne"
Und sobald du das (neutrale) Schreiben der DRV hast, schickst du es hin, auch wenn es einige Wochen dauert.
Beim Einholen dieses Schreibens hast du dann (hoffentlich) auch Unterstützung durch das Klinikpersonal.
"Über mich hat man sich auch fusselig gequatscht und heute interessierts keine Sau mehr und ich war einige Male entgiften und hatte 2 x 14 Wochen LZT und so manche Pillenentzüge haben alleine schon 6 Wochen gedauert. Über alles wächst Gras..."
Ich bin überzeugt, das wird bei dir auch so sein. Wir graben diese Beiträge in einigen Jahren, wenn's dir hoffentlich gut geht und du noch im Forum aktiv bist, mal wieder aus und sehen, wie sich die Sache entwickelt hat, das wird bestimmt interessant.
Im Moment finde ich es immer noch am allerallerwichtigsten, dass du am Ball bleibst, nicht nachläßt in deiner Sturheit, trocken zu bleiben und Weihnachten und Silvester ohne Alkohol gut rumbringst.
Das wünsche ich dir!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
"Ich hätte das auch gern gemacht. Habe mich auch an Einrichtungen gewendet etc. So richtig geholfen hat mir das nicht. Ich wurde gar nicht ernst genommen."
Das schreiben viele, aber...
Könnte es sein, dass auch du bei dem Beratungsgespräch deine krassesten Aussetzer (insbesondere den Suizidversuch), nicht in aller Deutlichkeit geschildert hast? Ich kenne es von mir selbst: Die Scham über das, was man alles im Suff angestellt hat, ist riesig, und es ist besonders am Anfang sehr schwer, mit einem Mensch von Angesicht zu Angesicht darüber zu sprechen.
Auf der anderen Seite siehst du am Beispiel von Susanne, dass es möglich ist, eine Therapie genehmigt zu bekommen, wenn man Ball bleibt und sich nicht abwimmeln läßt.
Und weil ich davon überzeugt bin, dass ich ohne Therapie nicht dauerhaft vom Alkohol losgekommen wäre, schreibe ich auch, dass ich dir sehr zu einer Therapie raten möchte, noch dazu, wenn du selbst dazu bereit bist.
Was du schreibst von Wein in der Soße, Likör in Pralinen etc, klingt zumindest gefährlich. Auch wenn es Menschen geben mag, bei denen so was klappt, in aller Regel ist der Rückfall damit vorprogrammiert.
Aber wie auch immer, die Anmeldung hier war bestimmt kein Fehler. Lesestoff in alten Theads findest du hier zur Genüge und dann kannst du dir anhand der vielen Lebensgeschichten selbst deinen Weg in ein stabiles abstinentes Leben zurechtlegen.
Viel Erfolg!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Als ich das erste Mal im Jahr 2009 entgiften ging, haben sich alle weggeschmissen. Kein Mensch am Arbeitsplatz hats geglaubt. Fehlzeiten waren bei mir Fehlanzeige und ich war schwer abhängig, sole. Dort wo ich wohnte wusste es wohl jeder. Das war auch nicht mehr zu übersehen.
Man hat mich eben nur so gekannt. Oft ziemlich verstrahlt, auch nicht immer der Nüchternste, aber da hat man eher drüber gelacht. Gut, ein bisschen weniger trinken könnte der schonmal. Sicher, das hab ich dort schon vernommen, aber süchtig... Das ist wohl in deren Augen wohl noch was anderes gewesen. Was aber dann... na, ist heute auch egal. Als ich dann wiederholt gegangen bin, sah man das durchaus anders. Da kam dann zwischenzeitlich auch mal ein Suchtspezialist, um denen das zu erklären, wie man das erkennen kann.
Ich glaube, es wird nicht unterschieden hinsichtlich Abhängigkeitsgrad in den Einrichtungen, ich kann mich aber auch täuschen.
Sagte jemand bei uns in der Klinik sowas in der Richtung wie Susanne hier, bekam er als Antwort, dass es jetzt nur um ihn und seine Suchtbehandlung geht. Es gab genügend, die machten lieber keine Therapie, weil der Arbeitgeber was erfahren könnte. Die haben es halt noch nicht verstanden und ja, auch ich sehe es inzwischen so, aber das ist bekanntlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Vielleicht sollte man das ja tatsächlich differenzierter sehen.
Ich war zu Beginn ähnlich gestrickt und es gab Gründe bis dort hinaus, warum ich in keine Klinik kann, aber ich ging doch, weil ich viel zu kaputt war. Aber bei mir war auch lange Jahre immer alles ganz anders wie bei anderen. Desto länger dieses Szenario ging, desto süchtiger wurde ich. Beim letzten Entzug sah ich mich dann eher in einer betreuten Wohngruppe als nochmals an irgendeinem Arbeitsplatz. Ich glaubte seinerzeit, dass ich wohl nicht mehr arbeiten kann.
Ich glaube diesbezüglich verstanden zu haben, was wirklich wichtig ist in diesem Leben. Ich erwähne immer gerne mal die ein oder anderen Bestandteile meiner Therapie, die mich eben dahin gebracht haben, wo ich heute bin. Ich darf mich freuen, dass es mir so gut geht, ich hätte es selbst nicht mehr für möglich gehalten.
na ja, und wer jetzt so alles was weiss von meiner Sucht... mir ist das sowas von egal...
- Richtig; ein zweites Mal werde ich nicht hausintern zum Thema nachfragen. - Wenn ich Linksaußen bei Galatasaray wäre, und schwul, würde ich meinen Arbeitgeber auch nicht darüber informieren – nur der Ehrlichkeit halber….(Na gut, der Vergleich hinkt etwas…) Ehrlich bin ich mir gegenüber - das Wichtigste, - und überall, wo es um die Sucht geht. Also hier, Beratungsstelle, Klinik, SHG. - So wie es gut für einen Alkoholkranken ist, wenn er nach der Reha in seine Wohnung zurückkommt und dort vorher alle Alkoholika ausgegossen und weggeschmissen wurden, so ist es für mich abstinenzfördernd, wenn ich nicht anschließend unter Druck und Kontrolle gerate. Zumal ich ja auch noch für meinen studierenden Sohn mit den Lebensunterhalt überwiegend aus dem einen Gehalt bestreite. Da darf nichts schief gehen. - Gern schaue ich mit Dir etwas später auf diese momentane Besorgnis. Vielleicht hat sie sich dann wirklich in Luft aufgelöst. Als ich damals schwanger war, war ich so gut drauf und meine einzige Sorge war, dass mein Kind im Krankenhaus vertauscht werden könnte … Da habe ich mir alles erklären lassen, was getan wird, um das zu verhindern. Und dann: Ein Blick auf das Neugeborene – und ich hätte ihn unter tausenden wiedererkannt. ;-) - Deinen Entwurf für die Email kopiere ich mir `mal. So mache ich es. Und dann die Bestätigung über die DRV, mit Hilfe der Klinik.
Hallo Sole, vielen Dank auch für Dein Verständnis und Deinen Zuspruch ! Dein Beitrag zeigt ja auch noch einmal, dass es hier an einem probaten Prozedere zum (Daten-) Schutz des Arbeitnehmers fehlt.
So, jetzt komme ich von meinem Besorgnis-Berg herunter. Gute Nacht, Susanne
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)
Ich sehe das schon auch so, dass hinsichtlich Datenschutz das nicht ganz koscher ist.
Auch bei uns, auch im öffentlichen Dienst geht den AG das Krankheitsbild von Kranken nichts an. Mir selbst geht's ja nur um den definitiven Aufnahmetermin und den erfahre ich eben von den Einrichtungen. Mich interessiert es absolut nicht, was die für Kopfbögen verwenden, für meine Arbeit ist das Krankheitsbild nicht relevant. Sicherlich könnte ich aber auch ohne Kopfbogen recherchieren um was es sich für eine Einrichtung handelt, aber mal ganz ehrlich, ich hab wirklich genügend zu tun, als mich um so nen Schmarrn zu kümmern. Wir haben in unserer Stadt so viele Suchtkranke mit denen man die Fußgängerzone pflastern könnte und ich bin bei weitem auch nicht der einzige, der bei der Stadtverwaltung arbeitet. Es ist doch zu begrüßen, dass sich einige entscheiden, dagegen was tun zu wollen.
Wenn ich mich heute krankmelde, sage ich allerdings auch nicht, warum und weshalb. Gut, den Kollegen/Kolleginnen wo ich mehr Kontakt habe dann vielleicht mal privat, aber nicht offiziell. Ich kann aber auch einfach sagen, dass ich nicht drüber reden möchte. Reicht auch. Es geht den Arbeitgeber nichts an und wenn neugierige Fragen kommen, weise ich die eben zurück. Gelabert wird allerdings immer, aber da sollte man dann auch mal drüberstehen können. Ich wurde auch schon angeguckt, als läme ich vom Mond, aber ich kam tatsächlich nur aus ner Entgiftung. Hinsichtlich Suchterkrankungen / psychischen Erkrankungen ist das nicht anders wie bei anderen Erkrankungen, warum soll es auch? Es kann doch nicht angehen, dass der Arbeitgeber sich jetzt raussuchen kann, welche Art von Erkrankung ihm jetzt besser in den Kram passt... Ich habe Personalfälle, die sind schon jahrelang dauerkrank. Ich habe da nicht zu fragen und werde das auch niemals tun. Vielmehr freue ich mich darüber, wenn Menschen nach langer Krankheit wieder kommen. Die begleite ich auch ein wenig auf den ersten Schritten, soweit mir das möglich ist. Habe sogar ein kleines Weihnachtsgeschenk von einer Wiedereinsteigerin bekommen und die kam nur deshalb aufs Personalamt, um mir das zu geben. Ich hab mich gefreut, wie ein kleines Kind. Das hat viel mehr Bedeutung und Wert, wie jedes noch so großes "geplantes" Geschenk. Das sind Momente im Leben, wo ich sage, auch mit unserer Arbeit können wir anderen ein wenig behilflich sein.
ZitatHinsichtlich Suchterkrankungen / psychischen Erkrankungen ist das nicht anders wie bei anderen Erkrankungen, warum soll es auch? Es kann doch nicht angehen, dass der Arbeitgeber sich jetzt raussuchen kann, welche Art von Erkrankung ihm jetzt besser in den Kram passt...
wenn dem so wäre wäre die Welt für Susanne doch völlig in Ordnung. Ist es aber nicht und ich bin heute noch froh mich damals nicht geoutet zu haben. Du kannst 20 Jahre trocken sein und wirst für deinen Arbeitgeber immer der Suffkopp bleiben. Wenn du dann mal krankgeschrieben bist werden sofort alle denken du hast einen Rückfall. So sind die Menschen halt.
Wenn es denn irgend wie geht würde ich es vermeiden mich zu outen, weil du den Stempel nie wieder los wirst.