Zitat von Susanne im Beitrag #88H Ich grübele da seit zwei Tagen, nicht zu fassen.
Bei dieser Variante wird nicht viel von Kultur/Landschaft usw. hängen bleiben, weil das Hirn 24 h grübelt, wie sich wohl die Situation am Abend gestaltet. Da ist dann der Speicher belegt.
Urlaub ist was anderes
LG Uwe
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.
überleg mal, um was für einen Quatsch sich so der süchtige Mensch Gedanken macht. "...und abends ist der Wein inklusive."
Ja, und genau deshalb bin ich auch in meinen ersten Trockenjahren 2010/2011 nicht verreist. So mit die schönste Zeit hab ich mir dadurch selber genommen. Das Ergebnis war, dass ich kurz darauf so dermaßen rückfällig war, dass ich froh sein kann, noch hier zu sein.
Überleg dir mal, was du dir damit nimmst. Du willst gerne verreisen und machst dir um so nen Quark ne Birne. Es wäre fatal, wenn du deshalb nicht verreist, obwohl du gerne in Urlaub willst.
Normalerweise ist das doch völlig unrelevant, was es da so alles für umme gibt. Deshalb schüttet dir aber doch niemand den Wein in den Kopp. Kannst doch trotzdem was anderes trinken. Gibt vielleicht noch andere, die nicht trinken.
Nur...
Es lohnt sich darüber nachzudenken, ob so eine Reisegesellschaft jetzt die richtige Urlaubsform ist. Die saufen meistens schon alle ganz gerne. Ich würde mich innerhalb so einer Gruppe vielleicht nicht wohl fühlen. Ich buch halt immer selbst irgendwo nen Hotel und nen Flug. Manchmal auch nur nen Flug und such mir vor Ort ne Unterkunft.
ZitatIch möchte, wenn ich Urlaub habe, gern verreisen. Und nüchtern bleiben.
Na dann ist doch alles gut.
Was hindert dich daran einen schönen Urlaub ohne Alkohol zu erleben?
Ich bin der Meinung , wenn man saufen will macht man das auch, da spielt es doch nicht die Rolle ob ich zuhause bin oder im Urlaub.
Wenn es im Kopf klar ist "ich will nicht mehr trinken" kannst du m.M. nach alles machen.
Ich fahre grundsätzlich "all in" in Urlaub und bin noch nie auf die Idee gekommen, nur weil alles schon bezahlt ist, Wein zu trinken.
Es gibt so viele andere nicht alkoholische Getränke und Kaffeevarianten und Eis und lecker Kuchen und was auch immer. Da muss man keinen Alkohol trinken, es sei denn man will es.
Wenn man mal einen Abend ausfallen lässt, weil dort einfach nur gesoffen wird das versteh ich , hab auch einige Konzerte und Feiern abgesagt die erste Zeit aber Urlaub?
Hört sich nach Verzicht und Strafe an. Und dann kann es immer noch passieren, dass du voller Frust wegen entgangener Urlaubsfreuden zuhause säufst.
Also ich an deiner Stelle würde es wagen , du allein hast es in der Hand ob du trinken willst oder nicht.
Auch im Urlaub drängelt sich der Alkohol dir nicht auf.
Du musst schon nüchtern und bewusst die Entscheidung treffen zu trinken. Und das musst du auch Zuhause oder auf Besuch bei Freunden oder eben im Urlaub.
Biene, vergiss aber nicht, dass wir es hier mit süchtigen Menschen zu tun haben...
Die Rahmenbedingungen können schon blöd sein. So ne Reisegruppe in einem Bus... um Gottes willen, die saufen sich schon morgens den Kragen ab. Urlaub auf jeden Fall. Flieger, Auto, Bahn... alles, nur nicht so ne "Reise-Saufgruppe". Einfach weg, vor Ort ne Karre mieten oder eben dort Tagesausflüge buchen empfinde ich als sehr schön. Ich suche immer gerne Kontakte zu Deutschen am Urlaubsort die da hängen geblieben sind. So hab ich tolle Tips für Ausflüge, geile Schotterpisten zum abfahren gefunden. Letztes Jahr auf Fuerteventura hab ich das alles so richtig aufgesogen, da war ich ja auch alleine weg.
Mach doch einfach eine Rundreise und schau dir die Welt an. Djoser, Rotel.... Polen, Bulgarien usw wenn es preiswert sein soll. Botswana wenn Du nicht auf die Mark schauen musst. Da steht Programm und Besichtigung im Mittelpunkt und Abends war ich immer rechtschaffend müde. Diese Klientel säuft auch nicht exzessiv und Abends ein " Nein, danke! " bekommst Du schon hin.
ZitatDie Rahmenbedingungen können schon blöd sein. So ne Reisegruppe in einem Bus... um Gottes willen, die saufen sich schon morgens den Kragen ab. Urlaub auf jeden Fall. Flieger, Auto, Bahn... alles, nur nicht so ne "Reise-Saufgruppe"
Na nu sie fährt doch nicht auf den Ballermann,keine Ahnung newlife mit was für Busgruppen du gefahren bist aber bei "Landschaft und Kultur" stell ich mir das doch etwas gesitteter vor.
Und wenn die übrigen Busreisenden im Hotel Abends Bier oder Wein konsumieren ist das doch deren Sache.Es kann doch jeder frei entscheiden ob er Wasser oder Wein trinkt.
Mit der Tatsache , dass überall gesoffen wird müssen wir nun mal leben. Das betrifft den Alltag genauso wie den Urlaub.
Bin noch ganz neu hier, habe Susannes Thread mitgelesen und möchte kurz was dazu einwerfen.
Ich kenne solche Busreisen auch und finde persönlich das Risiko ziemlich hoch, gerade wenn man noch nicht so lange in seiner Trockenheit drin und entsprechend noch nicht sehr gefestigt ist.
Oft wird da bereits auf der Fahrt im Bus ordentlich gebechert und am Abend geht es dann weiter. Alkohol ist aus meiner Erfahrung heraus auf solchen Fahrten "Normalität", auch wenn es als "Kulturreise" etikettiert ist und wenn man nicht trinkt, ist man ja trotzdem von alkoholisierten Menschen umgeben und kann sich kaum vor diesen zurückziehen.
Hast du dir mal überlegt, alleine, also ganz auf eigene Faust, loszuziehen?
Das Nüchtern-Bleiben hat, so wie ich es erlebe, auch viel mit 'sich selbst alleine aushalten können' zu tun und da wäre für mich das "in einem Bus zusammengepfercht sein" mit fremden Leuten schon zu stressig, vom frei verfügbaren Alk mal ganz abgesehen.
Nur so ne Idee von mir.. wünsch dir auf jeden Fall eine gute, trockene Zeit!
ich kenne das so, dass bei den Busreisen auch sowas wie Boardverpflegung dabei ist und dann wird immer wieder mal "geschnäpselt" zwischendrin. Die Stimmung soll ja auch "gut" sein.
Ganz klar, da machen natürlich nie alle mit. Ich könnte mir vorstellen, dass einem Süchtigen das schwerer fällt nein zu sagen, als jemandem der sich noch nie für Alk interessiert hat.
Ich weiss ja nicht, wie das im Berliner Raum bei dir so ist, Biene. Bei uns im Süden gibt's auf jedenfall immer Wein und Kurze. Meine Eltern haben mich mal in HN besucht und sind dann von hier aus mit so nem Bus nach Kroatien. Da waren viele Mitreisende von der Diakonie dabei, die ja bekanntlich auch Suchtgruppen haben.
Es wurde permanent gesoffen haben meine Eltern berichtet und alle fanden es geil. So viel zum Thema Busreisen.
Zitat von F10 2 im Beitrag #91Bei dieser Variante wird nicht viel von Kultur/Landschaft usw. hängen bleiben, weil das Hirn 24 h grübelt, wie sich wohl die Situation am Abend gestaltet.
Genau so isses aus meiner Sicht, möchte das nochmals hervorstreichen.
Zitat von newlife im Beitrag #92Du willst gerne verreisen und machst dir um so nen Quark ne Birne.
Okay, nach kürzestes Risiko zu fahren, warum denn, ist die Nüchternheit so unwichtig, und glaube mal nicht das deine kurze Zeit der Nüchternheit der Maßstab ist und deine Mittelchen die dich aus deiner Sicht trocken halten sind auch nicht grade die fundamentalen Kolosse für ganz frisch Abstinente. Mag für Dich jetzt so passen und das ist auch völlig okay.
Manchmal denke ich Dirk, du glaubst Du hast es schon geschafft mit der Nüchternheit, ich kann nur schreiben wie ich es sehe, wir sind ja ziemlich gleich lange nüchtern, das ist erst der Anfang, die ganze Selbstverantwortung und Achtsamkeit die fängt erst richtig an, da ist noch so viel weitergehen nötig. Klar generalisiere ich mitunter meine Erfahrungen, nur fällt mir Highflyer-Tum auf, bei mir und auch bei Dir, ich kann nur für mich handeln, ich muss da achtsam bleiben.
Greetz Bodhi
Einfach SEIN- genügt völlig und mehr geht auch nicht. Das ist das volle Glück.
Sehe ich genauso Bodhi! Ansonsten ein Urlaub wo möglicherweise die “Urlaubsbekannten“ jeden Abend Apfelwoitrinkend abschunkeln wäre immer noch ein Horrortrip für mich! Zu gefährlich, zu anstrengend!
Ich war neulich auf Geschäftsreise und abends wurde dann die eine und andere Flasche Rotwein getrunken. Ich bin dann irgendwann früher als alle anderen alleine ins Hotel zurück. Es war nicht mal so, dass ich gerne mitgetrunken hätte, sondern mir wurden die Gespräche zu viel, die zu späterer Stunde behandelten Themen waren nicht meine. Und da hat sich noch nicht mal jemand ausfallend benommen.
Den ersten Urlaub ohne Alk habe ich bewusst nicht wie vorher verbracht. Das abendliche Ritual mit Sonnenuntergang und Rotwein war mir zu gefährlich. Das hat sich in den ersten alkfreien Jahren geändert. Jetzt ist es in Bezug auf das Trinken egal, wo ich mit wem hingehe. Bin allerdings weniger "tolerant" geworden. Wenn ich das Gefühl habe, etwas aushalten zu müssen, wenn ich mich unwohl fühle, gehe ich aus der Situation raus. Früher habe ich dann umso mehr getrunken.
jetzt hast du meine Beiträge aber missverstanden. Habe doch gerade hier an die Achtsamkeit appelliert, was das Thema Busreisen angeht.
Sicherlich sind wir verschieden und auch unsere Wege andere. Ich hab halt aus meiner LZT viel mitgenommen und halte mich weitestgehend heute noch daran und genau die Linie und die Richtung, die mir dort empfohlen wurde, hat aus mir einen trockenen Mensch gemacht und nix anderes stelle ich hier dar.
Sicherlich magst du und andere damit weniger anfangen können, aber das ist weder schlimm noch in irgendeiner Weise verkehrt. Du musst mir aber auch nicht ständig sagen, dass du jetzt meine Haltung nicht empfiehlst.
Empfehlungen kann man sich anhören, nur ist es generell schwer Empfehlungen auszusprechen, wenn ich die Personen nicht kenne. Eigene Erfahrungen und die daraus resultierenden Handlungsstrategien hingegen prägen einen Menschen nachhaltig und formen ihn. Das war noch nie anders. Ich habe im Übrigen auch früher keine Tips bekommen, wie ich jetzt mit anderen Kindern spielen soll - ich habs einfach gemacht, oder auch nicht. Wichtig ist doch nur, sich selbst gut zu finden, wie du bist. Wenn du also keine Selbstzweifel hast, dann ist das Leben auch nicht sonderlich schwer.
Aber glaub mir, auch ich lerne jeden Tag dazu, so wie wir alle.
Erst einmal habe ich bei jedem Eurer Beiträge zum Thema „Urlaub“ mit dem Kopf mal mehr mal weniger genickt wie so ein Wackeldackel auf der Hutablage. Vielen Dank für das Beleuchten aus verschiedenen Perspektiven. Waren ja auch unterschiedliche Schwerpunkte dabei.
Mein Stand ist jetzt: Es wird die Rundreise. Keine Individualreise, weil ich will nix, aber auch gar nix selbst organisieren müssen, keine Verantwortung, will, dass sich jemand anders um tropfende Hotel-Wasserhähne etc. kümmern muss, nicht ich. Nicht im Urlaub. Nicht in dieser Lebensphase.
Verreisen will ich aber unbedingt. 2016 war nach 1987 die erste Reise für mich ohne Mann (bzw. ohne Mann und Kind.) Das war ein Riesenschritt für mich in die richtige Richtung in meinem neuen, von mir nicht gewollten Lebensabschnitt. Da will ich nicht hinter zurück. Da hatte ich mir ein Stückchen Lebensfreude und Lebensqualität zurückerobert. Dieses Jahr geht es einen weiteren Schritt vorwärts: Nicht nur verreisen, sondern Verreisen ohne Suchtmittel.
Die Reisegruppe wird ganz bestimmt wieder ziemlich zivilisiert sein, eben wegen „Landschaft und Kultur“, vielleicht macht sich das Ehepaar Schmitzens kurz hinter Leverkusen ein Piccolöchen auf, aber das ist es dann auch erst einmal. Gesoffen wird da nicht und abends auch wieder nur gemäßigt etwas getrunken beim Abendessen. All inklusive wird es aber auch nicht; vielleicht habe ich da aus Unkenntnis zu wüste Vorstellungen, aber ich möchte keine offenen Flaschen direkt vor meiner Nase. Dass das mit bezahlt ist, ficht mich nicht an, aber die freie Verfügbarkeit finde ich noch zu irritierend. So mit Wein bestellen am Tisch ist es ja so, dass ich das eben lasse (habe ich hier im Restaurant ja auch schon ohne Probleme absolviert) und nie im Leben mal eben die Flasche Wein der Schmitzens entern und mich aus deren Flasche bedienen würde. Und da ich überhaupt nicht auf „Anschluss“ aus bin, kann mir auch egal sein, wer wo was nach dem Abendessen noch trinkt. Ich jedenfalls: Keinen Alk. Das kann ich. Das kann ich woanders so wie zu hause. Außerdem werden die Tage wieder programmatisch prall und auch schön anstrengend, dass ich mich abends gut und auch gut müde fühlen werde.
Eine Sache habe ich allerdings gemacht: Ich habe den Reiseveranstalter veranlasst, dafür zu sorgen, dass in meinen Hotelzimmern kein Alkohol in der Minibar sein wird. Ich freue mich nämlich sehr an meinem alkfreien Zuhause. Das ist sehr entspannend. Und ich möchte keine alkoholischen Getränke zwei Meter von meinem Kopfkissen entfernt im Urlaub haben. Das muss nicht sein.
Ich werde meinen schönen Anfang nicht leichtsinnig auf `s Spiel setzen! Dauergrübeln wird es auch nicht geben! Aber wachsam werde ich schon sein. Ich habe viel gerade wieder neu Hinzugewonnenes, Gutes zu verlieren. Insbesondere: (Suchtmittel-) FREIHEIT. Ich will sie behalten.
Viele Grüße, Susanne
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)
Bin wieder da. Prima Reise. Alles fein. Bin staubtrocken :-) Ist heute Tag 89. Bei 100 melde ich mich wieder. Viele Grüße, Susanne
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)
Morgen: Seit 100 Tagen kein Alkohol. Die Zeit kommt mir lang vor. Lang und kurzweilig. Das war ab dem 03. Juni dann ein abstinenter Sommer. Ich bin durch alles durch, habe viel Alkohol gesehen, in diesem Zeitraum.
Wenn ein Gelüst auftauchte, wenn ich mich ärgerte oder gar bemitleiden wollte, weil es für mich keinen Rückweg zum Nichtsüchtigen gibt, hier und im Süden besonders nach einem der farbenfrohen Campari-Orange oder Aperol Spritz schauend, habe ich das kurzfristig drängende Verlangen sofort niedergeknüppelt und dafür gesorgt, dass ich nicht bei der Vorstellung der Wirkung des ersten Glases retardiere, sondern das zweite, das unvermeidliche dritte und vierte Glas, die zusätzliche zwangsläufige Alkoholbeschaffung, den Sog, die Unfreiheit, das Gollum-Gefühl und den nächsten Morgen imaginiere, wenn möglicherweise eine weitere unversorgt gebliebene Platzwunde meine Stirn ziert, dann die nächste, die übernächste und irgendwann wären da so viele hässliche Narben, dass ich den Anblick im Spiegel nicht mehr ertrage und mir deshalb zwei aufeinander zufahrende Panzer und mittig ein „PENG“ auf die Stirn tätowieren lassen würde, um die Narben nicht mehr sehen zu müssen.
So. Hat gewirkt.
Auf der positiven „Haben“-Seite: Stolz, dass es ein guter Sommer war. Trocken. Eine schöne Reise. Trocken. Respekt vor mir selbst, dass ich zu einer Vielzahl an Gelegenheiten jede Menge Übung in der Königsdisziplin „Das erste Glas stehen lassen“ erworben habe. Obwohl es eine Reihe von Ärgernissen gab, die nach einem abendlichen „sich selbst wegbeamen“ geradezu schrien. Ich brauche dringend ein anderes, besseres Ärgernis-Management. Heute ist mein Urlaub beendet und für die nächste Woche dräut bereits wieder Ärger, den ich schon vor vier Wochen kommen sah. Was auch passiert: Ich trinke nicht.
Ich muss nicht mehr trinken.
Weiter zum Positiven: Der erfolgreichen und sich fast schon normal anfühlenden Umschiffung e meines früheren Freitagsdesasters. Öfters habe ich montags den ersten Tag ohne Alkohol geschafft und dann auch den Dienstag, Mittwoch; der Donnerstag war schon wackelig und am Freitag stand dann bei genauer Betrachtung schon im Laufe des Vormittags oft unausweichlich fest, dass ich den Freitagnachmittag und –abend auf der alkoholischen Rutschbahn ins Wochenende nach unten gleiten würde. Diese Art von Freitag habe ich geknackt! Ich habe es geschafft, mich ab Freitagmorgen alkoholfrei aufs Wochenende zu freuen; als kleine Selbstbelohnung kaufe ich mir speziell für diesen Tag mein Lieblings-„Ersatz“-Getränk: Bitter Lemon Light. Mein Freitagsgetränk.
Auch sehr positiv ist, dass mich die Alkohol-Regale in den Supermärkten kalt lassen. Am Anfang der 100 Tage habe ich gern in zwei Märkten eingekauft, in denen die Alkoholgetränke ganz hinten bzw. weit rechts von den Kassen waren und ich alles, was ich brauchte, ohne optische Feindberührung In mein Körbchen legen konnte. Mittlerweile ist mir das schnurz, ich nehme die Regale selten bewusst wahr.
Recht nett ist auch, dass ich in den drei Monaten fast drei Kilo abgenommen habe, wobei ich stets gut und lecker gegessen habe. Wie sagte Wallis Simpson: Man kann nie schlank und reich genug sein…
Außerdem kann ich mittlerweile eindeutig entscheiden, eine klarere Linie ziehen, wohin ich gehe und wohin nicht: Schöne Veranstaltungen, auf die ich mich freue, bei denen zwangsläufig irgendwo auch ein Bierwagen herumsteht oder es sonst wo Alkohol gibt – da gehe ich hin. Ein schöner Event ist gute Lebensqualität und macht Freude. Gegen das Alkoholangebot wappne ich mich mental. Geht mit Übung peu à peu immer etwas leichter. Veranstaltungen, bei denen der Alkohol im Mittelpunkt steht, bleiben unbesucht, wie z.B. das Weinfest. Und natürlich bleibt mein Zuhause absolut alkoholfreie Zone – das funktioniert super an und ich fühle mich zu Hause richtig gut, entspannt und sicher.
In den letzten drei Wochen habe ich zwei Mal von Alkohol geträumt. Ich konnte mich beim Aufwachen kaum erinnern, nur, dass ich auf keinen Fall Alkohol getrunken habe. Ich denke, es gibt eben Tage, da beschäftige ich mich gedanklich viel mit dem Thema, es gibt Tage, da denke ich nicht übers Trinken nach - egal, es kann immer „seelische Reste“ geben, die vom Unbewussten im Traum bearbeitet werden wollen.
Im Urlaub –nicht während der Reise, sondern als ich wieder zurück war- habe ich besonders viel an meinen Mann gedacht. Es ist glücklicherweise nicht so, dass die Zeit der Alkoholexzesse nach seinem Tod mich und meine Gefühle nun wieder in das Jahr Null ohne ihn zurückwirft. Ich habe den Hinweis von Tanja doch sehr ernst genommen, ob jetzt, wie ein Therapeut ihr gegenüber einmal anmerkte, „der alte Schmerz sich erneut Raum verschafft, wenn der Verstand wieder klar ist“. Der alte Schmerz ist gemildert. Die wilde Verzweiflung der Anfangszeit ist überwunden. Ich kann die Gefühle zumindest aushalten. Aber nach wie vor ist es so, dass mein Herz keine Heimat mehr hat. Ein Schiff in einer Welt völlig ohne Hafen. Mit einer Handbreit Trockenheit unterm Kiel.
Newlife hat ja mal gefragt, warum ich trocken leben möchte. Der eine Beweggrund, um Himmels Willen mit allen Arten von Selbstverletzung aufzuhören; es war ja nie mein Ziel, mir zu schaden! – das mache ich nun im erweiterten Sinn schon 100 Tage. In diesem Zusammenhang schreibe ich das „schon“ bewusst. An jedem einzelnen dieser Tage habe ich ausgeschlossen, dass ich mich verletzte, meinen Körper malträtiere, mein Hirn löchre, mein Immunsystem untergrabe und meine allgemeine Lebensbewältigungskompetenz unterminiere. Stattdessen habe ich darauf geachtet, dass es mir so gut wie eben möglich geht. Mit Tätigkeiten, insbesondere auch mit Ruhepausen, die mir Freude machen, die mir gut tun und die mir (zusammen mit meinem megaguten Schlaf, den ich gerechtfertigte weise mindestens zum dritten Mal erwähne) Ansätze von Seelenfrieden verschaffen und mir Kraft für die Bewältigung des Alltags geben.
Die andere Motivation, die „Hin-zu“-Geschichte – die ist da, aber noch nebelverhangen. Es drängt sich momentan an Veränderungen nichts direkt auf, es gibt auch nichts zu forcieren. Es sind ja auch „erst“ 100 Tage… Ich warte da mal ab. Es wird sich schon etwas tun, im seelischen Geschehen.
Mein nächstes Etappenziel ist der 03. Dezember. Dann werden es 6 Monate sein. Ich pfeife auf den Konjunktiv...
Dank ans Forum und viele Grüße, Susanne
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)