Ich weiß, wie es ist, nichts, rein gar nichts, zu empfinden, in einer Kuppel, wie in einem inneren Gefängnis, abgeschlossen von den eigenen Empfindungen und dem Treiben der Außenwelt, eingeschlossen und ausgeschlossen da zu sitzen und nicht zu wissen, wie da raus kommen, wie mühsam und kräftezehrend jeder kleine Schritt, jede kleine Handlung am Tag ist, den man tut und wie man nicht weiß, woher die Kraft nehmen, den Tag zu überstehen, zu überleben...
...den einzigen Mut, den ich Dir machen kann, ist - es wird wieder besser, wenn Du Dich nicht aufgibst. Alles andere habe ich dazu schon geschrieben, was mir geholfen hat, aus dem Zustand irgendwann rauszukommen.
Hallo Sonnensturm! Ich warte eigentlich noch auf eine Antwort auf meine n-mail an dich.. erinnerst du dich? Ich schrieb dir in etwa, dass ich mich von dir ziemlich verletzt gefühlt habe, als es mir so schlecht ging... du hast damals meinem Gefühl nach nochmal richtig draufgehauen anstatt entweder dich rauszuhalten oder einfach Fragen zu stellen oder von dir zu erzählen...das war als du mit der Therapie anfangen wolltest... du machst doch Therapie oder?
Ich erinnere dich gerne auch nochmal daran, dass ich glaube, dass man andere so behandelt wie sich selbst...
bloß sich immer super toll darstellen und bloß nix an sich ran lassen... und gaaaaanz wichtig...die Konkurrenzschiene niemals verlassen... und wo es geht Sympathiepunkte einheimsen durch einschmeicheln oder sonst was...
es läuft zumindestens hier in so einem Forum ohne Konkurrenz viiiel besser... wo man ehrlich von sich schreibt und ehrlich miteinander umgeht(so gut man kann)
Hallo Polar, ich kann mich noch gut an die akute Zeit meiner Angsterkrankung erinnern. Da gab es Ratschläge wie „Du brauchst doch keine Angst zu haben“ oder „laß Dich nicht von Deinen Ängsten beherrschen“. – Das sag´mal jemandem, der innerlich am Abgrund steht und bei dem sich bei klitzekleinster Bewegung der Boden auftut....
Schick´Dir mal meine Hand zum festen Händedruck und möchte Dir sagen, daß ich es gut finde und selbst-verantwortlich, wie Du mit Dir/der Erkrankung umgehst!
hi Polar, ich hatte 1mal eine richtige Depression. Deshalb kann ich auch sehen dass du ebenfalls eine richtige Depression hast. Bei mir halfen dann (welche?) Pillen, absolut ohne Suchtpotential - das war das einzige was ich mit meiner Psychaterin diskutieren konnte. Zu anderen Menschen hatte ich kienen echten Kontakt mehr. Und die sagte ich solle sehr sehr tapfer jeden Tag 4 Stunden am Licht und in der Luft laufen (also gehen). Das fiel mir sauschwer, schon aufstehen dauerte 2 Stunden. Wenn ich dann erst draußen lief, dann ging das ja so einigermaßen - vielleicht auch nur weil das Aufhören ja auch Arbeit gekostet hätte. nach ungefähr 3 Monaten war das dann besser geworden, ganz ganz allmählich, aber stetig. Alle 'eingefrorenen' Gefühle kamen zurück, na usw. Ich weiß bis heute auch nicht wie das alles kam. Zum Alk hatte es keinerlei Beziehung. Es ist jetzt etwa 9 Jahre her. (In der Folge begann ich dann zu laufen, jetzt regelmäßig Halbmarathon und jede Woche 20 km.) Es dauerte eben seine Zeit. Und es hatte überhaupt nichts zu tun mit (Antriebs)Schwäche oder falschem Willen. Es war auch keine Folge des Alk gewesen. Ich wünsche dir daher vor allem Geduld und einen genauso guten Arzt mit nichtsüchtigmachenden Pillen. Gruß Max
nun, ich zwinge mich auch jeden tag rauszugehen, manchmal fällt das schwerer, heute zum beispiel leichter. mein hund hilft mir da enorm viel. ich konnte doch heute eine menge erledigen.
für mich ist es, allen unkenrufen zum trotz, wichtig zu wissen wie eine depression "funktioniert", warum sie kommt und was waren der/die auslöser.wenn man das überhaupt erklären oder rausfinden kann.
und da besteht meiner meinung nach schon ein zusammenhang zwischen depris und alkoholismus. der langanhaltende alkkonsum kann die rezeptoren im gehirn schädigen die für die übertragung von serotonin verantwortlich ist. ist die serotoninübertragung gestört ist auch die fähigkeit, gute oder glücksgefühle oder eine zufriedenheit zu empfinden, eingeschränkt.
treten dann noch über längere zeit dauerbelastungen auf, wie auch in meinem fall, begünstigt das sicher noch die entstehung.
ein erster schritt zur bewältigung ist sicher das erlernen eines gesunden egoismus', dazu gehört sicher auch die fähigkeit, nein zu sagen. dazu gehört auch dass ich probleme nicht vor mir herschiebe sondern eins ums andere in einem guten moment anpacke und löse. das macht mir den kopf frei.
wichtig ist auch dass ich mich jeden tag zwinge mir etwas schönes vorzustellen, auch wenn ich das manchmal nur ganz kurz und mit anstrengung schaffe.
die medikamente machen nicht süchtig, auch nicht glücklich aber sie tragen einen irgendwie trotz der haarstäubenden nebenwirkungen. notwendig sind schon, weil ohne die möglichkeit wahrhaftig nicht auszuschliessen ist, sich was anzutun. das möchte ich eigentlich nicht. ich kann aber verstehen dass menschen sich das antun, aus verzweiflung und unwissen. mir hat wieder das wissen enorm geholfen dass selbstmordgedanken ein symptom einer krankheit sind. auch wenn sie nach wie vor da sind kann ich das differenzieren und damit umgehen. jemand der nicht weiss dass er überhaupt eine depression hat und damit krank ist, sondern wirklich sich für alles und jedes verantwortlich und schuldig fühlt, ist ernsthaft lebensgefährdet.
erschwert wird halt alles noch durch die tatsache dass man nicht darüber spricht, dass man beschönigt, dass man sich schämt. die vielen tollen theorien und vorurteile der nichtbetroffenen bestätigen einen ja noch in dieser isolation.
mir hilft im moment die tatsache am meisten dass es was ist das vorbeigeht und das wenn ichs richtig mache nicht mal wiederkommt.
also..meine latente Schwermut hab ich eigentlich so lange ich denken kann. Ist aber irgendwie reaktiv,will heissen,ich bin auch so geworden,weil ich halt schon sehr früh viele Dinge wegstecken musste.
Aber das,was ich jetzt für mich als Depression (aber dank Medis gehts mir ja gut) begreife,ist etwas völlig anders als das "in die Ecke setzen und schmollen,weil das Leben so ungerecht ist".
Das,was Polar beschreibt,trifft auch auf meine ehemaligen Symptome zu. Tagsüber wars das nackte Grauen,ich war völlig überfordert von Geräuschen oder Kindergeschrei,Musik,Fersehen oder was auch immer.Ich wär am liebsten Mittags schon wieder ins Bett gegangen. Mir ging einfach alles auf die Nerven. Abends,wenn dann Ruhe eingekehrte und Nachts,das waren dann meine Sternstunden. Und ich weiß auch gar nicht,warum ich so lange mit mir selber herumexperimentiert hab und nicht schon früher einen Arzt aufgesucht hab.
Für mich ist es heute eine behandlungsbedürftige Spätfolge meiner Alkoholikerkarriere,ebenfalls gekoppelt mit Überlastung und mit genetischer Prädestinierung.
Ist ja auch bezeichnend,daß es gerade dann am schlimmsten war,als in meinem Leben endlich Ruhe eingekehrt war. Für einen kurzen Moment dachte ich sogar,ich sei mittlerweile Adrenalinsüchtig geworden,weil es mir immer nur gut ging,wenn in meinem Leben irgendwas Schlimmes los war.
Ich denke momentan auch,daß ich mir meinen Hirnstoffwechsel durcheinandergesoffen hab dadurch,daß er immer durch den Alkohol quasi "reguliert" wurde und ich mir bei Bedarf eine Manie angetrunken hab. Und ohne Alkohol oder Dramen tat sich dann einfach nichts mehr im Oberstübchen. Aber nichts desdo trotz nehme ich dafür jede erdenkliche Hilfe in Anspruch,damit sich das wieder regelt. Und dank der Medis kann ich jetzt sogar ein Leben ohne Dramen geniessen und sogar Freude an klitzekleinen Kleinigkeiten finden. Sowas kannte ich bis dato gar nicht.
Zwar erst ein halbes Jahr ohne Alk und vier Monate ohne Kiff und Zigis, aber es geht mir gut. Keine Depression. Die hatte ich vor 20 Jahren, als mein erstes Kind zur Welt kam. Es war so schlimm, dass ich sterben wollte und das Baby hätte ich natürlich mitgenommen. Es dauerte acht Monate. Die schlimmste Zeit in meinem Leben. Keine Medis, weil dann hätte ich mit Stillen aufhören müssen. Polar, ich wünsche Dir von Herzen, dass es bald vorbeigeht und besser wird.
ZitatGepostet von polar gibts eigentlich auch jemand hier, der heute wieder depressionsfrei ohne medikamente und alkohol lebt?
tät mich mal interessieren
LG
rolf
Hi polar,
gibts schon. Als ich damals in die Suchtberatung marschiert bin, waren Depressionen bei mir zwar auch ein Thema, aber das hat sich ohne Medikamente von selbst erledigt, nachdem ich einige Wochen nüchtern war. Als ich das Rauchen aufgehört hab, hatte ich zwar auch eine Phase, in der ich ziemlich gedrückt war, aber das hat sich auch ohne Medis gegeben. Und heut ist sicher nicht alles Gold bei mir, aber Depression, so wie ich sie kenne, ist ein bissel was anderes. Jedenfalls kann ich von mir behaupten, daß seit einigen Jahren ausser ner gelegentlichen Aspirin wegen Kopfschmerz nix mehr in meiner Blutbahn rumfleucht.
Wobei die Geschichte meiner Depris vermutlich ne andere ist wie Deine. Ich hatte die ersten Anflüge von Selbstmordabsichten schon als 8-jähriges Kind. Und der Höhepunkt fiel dann mit dem Höhepunkt meiner Drogenkarriere mit 24 zusammen. Was dann später mit dem Alkohol war, war zwar übel, aber ganz so fertig wie mit 24 war ich danach nie wieder.
Ich seh das mit der Unfähigkeit zu trauern und der durch Alkohol konservierten Pubertät im Übrigen ganz ähnlich, wie das hier von Dir und anderen geschrieben steht. Aber das reift nach.
Zitatalle die guten ratschläge, wie einen tritt in den hintern, usw. kommen ja schon an, sie lassen sich aber im moment nicht so leicht umsetzen.
Mensch Rolf, Hintern hoch, das machst Du doch gerade im Moment. Und das sogar ganz wunderbar, Du scheinst Dir dessen nur nicht richtig bewußt sein.
Jetzt mal ganz ehrlich, ohne jeden Schleim und in den Hintern kriechen: Du zeigst gerade sehr großen Mut und Stärke. Hut ab und ganz große Hochachtung von mir.
Trotz Deiner Depression sitzt Du nicht mit einer Flasche Wodka in der Ecke und gibts Dir die Kante, weil ja doch alles keinen Sinn macht. Andere kommen schon mit dem Tod des Wellensittichs der Nachbarin nicht klar und fangen wieder an zu saufen (Übertreibung!!!!!!!!!!!).
Nee, Du nicht. Genauso wie Du damals für Dich Deinen Weg gefunden hast, Deine Alkoholabhängigkeit in den Griff zu bekommen und Dich nicht zu Tode zu saufen, bist Du jetzt dabei Deinen ganz persönlichen Weg aus Deiner ganz persönlichen Depression zu finden! Du gibts nicht auf, sondern machst den Hintern hoch.
Du schreibst hier über Dich, gehst spazieren mit Deinem Hund und kümmerst Dich um ihn und spielst mit ihm, redest über Dich mit einem Arzt, nimmst Medikamente und hast Dich entschieden eine Therapie zu machen. Und das alles ohne auch nur einmal Deine Abstinenz ernsthaft in frage zu stellen. Dein Leben lang war die einzige Strategie mit Depressionen fertig zu werden, das Trinken. Das willst Du nicht mehr und hast den Mut Dich Deiner Depression ohne Alkohol zu stellen, obwohl Du nicht die geringste Erfahrung damit hast, wie das ohne Alkohol geht.
Ich denke, wenn ich Dir meine Erfahrungen mit meiner persönlichen Depression nach einem Jahr Therapie aufschreiben würde, würde es Dir vermutlich nicht wirklich weiterhelfen. Denn auch hier gilt wie bei der Sucht, jeder muß seinen ganz persönlichen Weg finden, weil jeder auch seine ganz persönliche Lebensgeschichte hat.
Aber eine Erkenntnis vielleicht, die meines Erachtens für alle Menschen gilt, egal ob nun Alkoholiker, Depressiver oder sonst was:
Man kann sich seiner Stärken erst bewußt werden, wenn man es zulässt auch mal ganz schwach zu sein. Man kann sehr große Glücksmomente empfinden, wenn man sich auch gestatten kann, mal ganz unglücklich zu sein. Man kann nur ganz herzhaft Lachen und herumgeikeln, wenn man es auch kennt und sich gestattet, mal ganz fürchterlich traurig zu sein und ganz schrecklich zu weinen. Man darf auch in Selbstmitleid verfallen, denn wenn man nun mal Mitleid braucht und keiner ist da, um einen zu bemitleiden, wer kann das denn dann sonst, als man selbst. Man darf sich auch mal wie ein ganz kleines Kind fühlen um dann auch wieder im passenden Moment ganz groß zu werden und sich verantwortungsvoll um sein Leben kümmern. Allerdings kommt man aus seinem Selbstmitleid, seinem "nur immer schwaches Kind sein wollen" nicht mehr heraus, muß man losgehen und sich Hilfe suchen. Andere Menschen, da der Mensch an sich nunmal ein "Herdentier" ist und soziale Kontakte braucht. Das können dann Freunde, Verwandte, Partner, SHG's, Ärzte, Therapeuten oder wildfremde Menschen, die man zufällig auf der Straße trifft, sein. Das ist ein gesunder Umgang mit sich selbst.
Wenn man in einer Depression gefangen ist, hilft nach meiner Erfahrung nur ein Therapeut. Denn die quälenden Fragen benötigen dringend eine Antwort. Allein hat man diese Antworten sogar schon gefunden. Doch oftmals fehlt einfach nur das Vertrauen in sich selbst, diese zu akzeptieren. Weil die Antworten mitunter auf eine ganz absurde Weise, einfach zu einfach sind! Und einfach haben wir es uns in unserem Leben doch noch nie gemacht.
Ich drück Dir ganz fest die Daumen, denn ich weiß genau wie Du selbst auch schon, Du schaffst das und bald ist es auch wieder vorbei.