Bei mir ist es mal wieder so weit und meine depressive Phase grinst mir aus dem Spiegel entgegen. Ich bin seit 6:00 Uhr wach und habe es gerade mal geschafft mich unter die Dusche zu schwingen und anzuziehen.
Seit 2 Tagen habe ich schon gespürt, dass es bald wieder soweit ist. Jedes Mal nehme ich mir vor, mich nicht wieder so gehen zu lassen und meinen Hintern schön in Bewegung zu halten...aber es ist sehr schwer.
Vor allen Dingen dieses Mal zum 1. Mal ohne Alk und Zigaretten. Das volle Programm der Gefühlsabstürze ohne "Drogen"...zum 1. Mal werde ich meine Gefühle original zu spüren bekommen und so sehr mich das freut, so sehr ängstigt es mich auch.
In Therapie bin ich jetzt fast 2 Jahre und meine Therapeutin ist oft meine einzige Ansprechpartnerin gewesen. So weit war meine Vereinsamung durch meine psychosomatische Erkrankung und den Alkoholismus fortgeschritten.
Das hat sich ja inzwischen geändert, durch den Besuch der AA Meetings hat sich eine Menge für mich verändert und ich habe tatsächlich neue Freunde gefunden, hätt ich vor ein paar Wochen nicht für möglich gehalten.
Trotzdem kann ich die Depression nicht aufhalten und das macht mich sehr traurig. Ich werde jedoch versuchen, sie anzunehmen und nicht gegen sie kämpfen, wie ich das sonst gemacht habe. Da ziehe ich nämlich den Kürzeren, genau wie beim Alk. Ich werde zugeben, dass ich machtlos bin und mich meiner höheren Macht anvertrauen. Diese sinnlosen Kämpfe waren nur immer unglaublich kräftezehrend und am Ende musste ich doch kapitulieren.
Werde trotz meines Kummers heute Abend zum Sport gehen und mir den Frust aus dem Herzen schlagen(mit dem Badmintonschläger). Meistens hilft mir körperliche Anstrengung, wenn ich mich total verausgabe.
Ich hoffe, ich habe nicht allzu wirres Zeug von mir gegeben, aber musste es mal loswerden.
nicht nur deswegen, weil Du Deinen Nick gewählt hast, wie ich unsere 2. Katze getauft hatte, nach dem Vornamen der Schwester meiner Großmutter...
...finde ich Deinen letzten Beitrag wirklich großartig und Mut machend für jemanden in einem depressiven Zustand.
Und Recht hast Du, der Polar macht das sehr gut, wie er da gegen das dunkle Loch anstrampelt, sich Hilfe sucht und sich anderen Menschen gegenüber öffnet. Ich denke, sowas kostet ganz schöne Überwindung des eigenen Schweinehunds, auch mal anderen einzugestehen, daß es einem besch...eiden geht und man nicht immer der tolle supa Macka ist. Ich glaube, das können und trauen sich nicht viele Menschen.
Ich habe mir in meinen depressiven Zeiten lange keine Hilfe gesucht und mich absolut von anderen Menschen isoliert, mit niemandem gesprochen, dachte, ich müßte das alles mit mir selbst abmachen und niemanden mit mir und meinem schlechten Zustand belasten und habe dabei nicht gemerkt, daß ich mit meinem Schweigen und meiner Isolation andere erst recht belastet habe und dann drehten in der Isolation die Selbstmordgedanken erstmal so richtig los, das war super lebensgefährlich für mich... dadurch habe ich auch den depressiven Zustand verlängert und verschärft, denke ich, wenn ich das heute so im Rückblick betrachte.
Erst als ich nach Monaten irgendwann einen Impuls hatte, woher der kam, weiß ich noch nicht mal so richtig, der kam irgendwie von jemandem von außen und plötzlich, konnte ich mich anderen öffnen und mir von anderen helfen zu lassen und sei es nur, indem sie mir einfach zuhörten und das war schon der erste kleine Schritt zur Genesung.
ich hoffe meine beiträge haben dich nicht getriggert, das täte mir leid. ich kann nur hoffen dass du hier wie ich soviel unterstützung findest die du brauchst. schreib dir alles von der seele. mir hat das enorm geholfen. an dieser stelle möcht ich auch echt allen danken die sich die mühe machten hier zu schreiben. es ist nicht einfach so um hilfe zu rufen aber ich merke dass es im moment(neben meinem hund und stundenlangen telefongesprächen) das einzige ist was nützt: den frust rauslassen, aufschreiben, nachher von aussen, aus einem andern blickwinkel betrachtet verliert so manches seinen schrecken.
und juma, schlag dir irgendwelche selbstmordgedanken sofort aus dem kopf, so verlockend sie auch scheinbar sein mögen, sind sie doch lebensgefährlich.
und den alkohol schlag dir auch grad aus dem kopf, so hart das auch sein mag, aber der hat sicher für deinen zustand mitgeholfen also wird er dir auch nichts nützen sondern dich noch tiefer reinziehen.
ich finde es toll dass du den mut hast zu schreiben dass es dir scheisse geht.
Keine Sorge, so schlimm ist es diesmal nicht, dass ich an Selbstmord denken würde. Nicht, dass ich diese Gedanken nicht kennen würde, aber ist jetzt schon über ein Jahr her.
Ich war damals so fertig, dass meine Therapeutin mir eine Zwangseinweisung angedroht hat, sollte ich nicht freiwillig gehen. Sie hat damals wohl echt Angst um mich gehabt. Bin dann lieber freiwillig gegangen.
Die Woche auf der Akuten-Station des psychatrischen LKH hat mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es war ein sehr einschneidendes Erlebnis kann ich nur empfehlen, wenn man kurz davor ist, sich aufzugeben.
Da ich freiwillig dort war, bat ich dann nach einer Woche um meine Entlassung, was auch kein Problem war.
Auf jeden Fall muss ich das nicht nochmal haben, es war erschütternd, was ich da teilweise gesehen und erlebt habe.
Habe übrigens auch einen Hund. Der lebt allerdings bei meinem Ex, da ich es irgendwann nicht mehr geschafft habe,mich angemessen um ihn zu kümmern. Manchmal, seit es mir psychisch wieder besser geht, mach ich wieder lange Spaziergänge mit ihm. Is ein toller Hund und echter Freund, vor allen Dingen, weil er mich auch mag, wenn ich so schei... aussehe, wie im Moment mal wieder(obwohl, war schon schlimmer).
Also, keine Sorge, werd auch keinen Alk trinken, denn das hat mich, wie du schon sagtest, immer noch weiter runtergezogen. Wenn man die Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und dem Vitaminhaushalt kennt, wird einem ganz anders. Ist kein Wunder,dass Alk Depressionen verschlimmert und sogar auslöst.
Fühl dich mal von mir geknuddelt, so von Depri zu Depri und gute 24
Meine Selbstmordgedanken tauchten immer mal wieder im Laufe meines Lebens auf. War schon irgendwie normal für mich und etwas sehr vertrautes.
Inzwischen weiß ich heute, dass diese Gedanken mir nicht kamen, weil ich tatsächlich unbedingt sterben wollte, denn dann hätte ich es ja gemacht, sondern weil ich mein Leben wie ich es führte und wahrgenommen habe, nicht mehr aushalten konnte. Ich wollte eigentlich meine Kinder noch aufwachsen sehen, Freude und Glück empfinden, dazu war ich ja auch mitunter während meines alten Lebens, das geprägt war vom Alkohol und Depressionen, trotzdem phasenweise fähig. Kurz: Ich wollte zufrieden leben. Doch ich wußte nicht wie das geht. Habe mich innerlich von anderen Menschen isoliert, habe niemanden gesucht, dem ich mich anvertrauen konnte. Nach außen hin, war ich voll integriert in meiner Welt. Führte ein auf den ersten Blick völlig normales Leben. Mit Ehemann und Kindern. War erfolgreich in meinem Beruf usw.usf. Kein Mensch hatte eine Ahnung davon, wie einsam ich mich in meinem inneren fühlte und wie oft ich daran dachte, mich umzubringen.
Als ich keine Kraft mehr hatte diese innere Zerrissenheit und diese Fassade weiter aufrechtzuerhalten war es der reine Überlebenswille der mir die nötige Kraft gab, mit dem Trinken aufzuhören. Denn mein anfangs sehr gut funktionierender Depressions-Bewältigungs-Stoff Alkohol machte alles nur noch schlimmer, da ich inzwischen vom Alkohol abhängig war und zu den schon vorhandenen Depressionen nun auch noch die vielen Schuld- und Schamgefühle, Versagensängste durch das Trinken kamen.
Die heftigsten Selbstmordgedanken hatte ich nach Beendigung meiner LZT. Ich war vier Monate trocken und mußte erkennen, dass einfach nicht nur trinken nicht ausreicht, um seine Depressionen in den Griff zu bekommen, aber auf der anderen Seite dringend erforderlich ist, um sie überhaupt irgendwann in den Griff zu bekommen.
Damit fühlte ich mich hoffnungslos überfordert. Ich war mehrere Wochen arbeitsunfähig, bekam starke Medikamente, bin täglich zu meiner Ärztin gegangen, weil ich jemanden zum Reden brauchte. Meine Ärztin hat sich dann darum gekümmert, dass ich nicht noch weitere drei Monate auf einen freien Therapieplatz warten mußte und schon vorzeitig meine ambulante Einzeltherapie machen konnte.
Gerettet habe ich mich immer selbst. Der Impuls dafür kam von mir selbst. Es war der reine Überlebenswille!
Hier und jetzt spüre ich überhaupt keine Depressionen. Bin fröhlich und zuversichtlich. Dieser sonnige Herbsttag ist einfach zu schön. Woanders und nachher weiß ich nicht, ob ich nicht wieder depressiv werde. Ich darf das nämlich und muß diese nicht irgendwie aushalten und langsam bekomme ich sogar Erfahrung mit ihrer Bewältigung denn, seit Beginn meiner Trockenheit weiß ich eigentlich morgens nach dem Aufstehen nur eines, nämlich dass ich heute nicht trinken werde! Das werde ich schon irgendwie hinbekommen. Sollte ich doch noch Lust bekommen zu trinken, verschiebe ich das bis Morgen. Ich will nämlich Leben und nicht sterben. Heute jedenfalls. Und das spüre ich sehr stark und freue mich riesig darüber.
ein großartiger Beitrag, der mir ziemlich unter die Haut geht
@Polar
auf dem letzten Bild, das ich von dir gesehen habe, sahst du längst nicht so gut aus. Hattest auch weniger Haare Liegt das daran, dass du öfter mit deinem Hund rausgehst
ja, das ist in der tat ein "kampfhund" der ben kämpft mit mir gegen meine depression und das nicht mal so schlecht. (ist ein 2-jähriger amistaff-pitbull-mix)
@spieler:
hast du mich wieder ertappt, ich habe gedacht das merkt niemand mit dem alten foto. jetzt bin ich wieder unten durch.
das tolle war ja dass ich früher trinkend am tresen spätestens nach dem 3 bier für sämtliche probleme der welt ausser für meine eine lösung wusste.
ich hatte ja durch mein aufgeblasenes ego(wohl durch die kohlensäure) ja nur problemchen über die ich grosszügig hinwegsah und die vorallem keinen handlungsbedarf erforderten.
das weniger tolle daran war dass das alles nur am tresen theoretisch funktionierte und praktisch einfach nichts passierte. aber da war ja am morgen der kater schuld daran.
heute ist es umso schwieriger da man sich einzelne winzig kleine erfolge erschaffen muss und keine übergrossen luftschlösser ertrinken kann.
für mich ist es im moment am schwersten zu mir zu stehen, mich gut zu fühlen ohne die jahrelang vorhandene krücke der grossgekotzten grossspurigkeit.
es ist halt schon so dass man als trockener lernen muss mit einem gänzlich unbekannten menschen auf gedeih und verderb auszukommen, nämlich mit sich selber.
Hallo Polar! Bin mal wieder echt beeindruckt von deiner Ehrlichkeit Haste diese Eigenschaft an dir, dem Fremden, schon selbst kennen und zu würdigen gelernt?
Mal einfach so ein paar Sonnenstrahlen dazu rübergeschickt!!
"es ist halt schon so dass man als trockener lernen muss mit einem gänzlich unbekannten menschen auf gedeih und verderb auszukommen, nämlich mit sich selber."
meiner Erfahrung nach, war ich mir nicht "gänzlich" fremd, es sind lediglich Seiten zum Vorschein gekommen, die ich nass nicht sehen wollte, die überhaupt nicht wirklich Anteil an meiner Person haben nehmen dürfen, wollte ich mein Bild von mir nicht zerstören, dass ich mir so hübsch zurecht gebasltelt hatte.
"Auf Gedeih und Verderb" würde ich heute nicht mit mir auskommen wollen.
Das klingt mir schon viel zu verbittert und zu grässlich, was mch anbelangt.
Rolf, ich hatte eine Thera gemacht, in welcher ich sehr viele Anteile von mir betrachten durfte, darf ich ja heute noch , und ich kann sie annehmen als Teil des gesamten Persönlichkeitskonstruktes Patricia.
Es gibt Zeiten, da überwiegen Teile, die ich so garnicht mag, udn dann Zeiten, in denen ich mich superklasse finde, beides gehört zu mir und die Graustufen dazwischen ebenso.
Ich habe im Laufe der Zeit ein gutes Gefühl für mich entwickeln können, je mehr ich dieser Alkskalverei entronnen bin, desto besser funktionierte auch mein Zusammenleben mit mir selbst.
Der Anfang aber war, mich erstmal anschauen zu dürfen und meine Wünsche wahr-und ernstzunehmen, vorher wusset ichja garnicht, wer und was ich wirklich bin und wollte!
Manchmal ist es für mich auch noch heute ein Geduldsspiel, mich so anzunehmen, wie ich bin, aber es funktioniert und eben erst trocken und er-nüchtert.
gefällt mir richtig gut, wie du dich hier selbst schilderst. Besser noch, wie du warst, als du noch getrunken hast. Habe mich gerade gefühlt, als ob ich da am Tresen stand. Selbstherrlich aufgeblasen und den Stein der Weisen immer griffbereit Genau so und nicht ein Fitzelchen anders, bis zum nächsten Morgen halt, wenn der kleine Kater kam
Das bedeutet allerdings in der logischen Konsequenz? Na, soll ich wirklich weiterdenken? Irgenwann wirst du womöglich genauso, wie ich jetzt bin. Und das wäre doch ganz toll Einen zweiten Spieler. Na, da wären hier aber einige richtig glücklich(hä,hä). Mann, ich bin ja ganz begeistert Dann könnte ich dir ja mal meine pubertierenden Grazien auf's Auge drücken.