Mal wieder einen Zustandsbericht von mir und ich weiß garnicht, ob ich ihn überhaupt schreiben soll: Mir geht's seit einiger Zeit einfach schlecht, ständig müde, erschöpft, deprimiert und dauernd Lust, mir dieses Befinden weg zu trinken. Ich sehe Wein- und sonstige Flaschen wieder mit Interesse an und muss mich bewusst zurückhalten. Vielleicht kostet auch das so viel Kraft. Ich möchte so gern durchhalten und beschwingt sagen können: Ich trinke gerne nichts - also keinen Alk. Er holt mich gerade irgendwie ein.
Und ich habe das Gefühl ich kann's niemandem erzählen.
es gibt aber auch Momente wo du dich gefreut hast, dass du nicht trinkst. Erinnere dich daran, welche Vorteile der Verzicht auf Alk mit sich bringt.
Ich verstehe dich schon. Bei mir kommt die Sucht ja auch immer wieder mal durch, aber ich trinke trotzdem nicht, weil ich weiß, wie es dann losgeht.
Ich weiß auch nicht, ob ich nochmal aufstehen werde oder ein "Dauerentgiftling" werde, dem es halt egal ist und sich in dramatischen Zuständen vielleicht mal entgiften lässt. Ich habe keine Ahnung, was es mit mir macht, also lass ich es sein.
Mach dir einfach mal wieder bewusst, was für eine Macht der Stoff über dich hat.
ZitatGepostet von Ulli Q Mir geht's seit einiger Zeit einfach schlecht, ständig müde, erschöpft, deprimiert und dauernd Lust, mir dieses Befinden weg zu trinken.
Hi Ulli,
ich weiss jetzt nicht, wielange du nichts mehr trinkst. Auch ich hatte solche Phasen. Grad was Müdigkeit angeht. Den Körper jahrzehntelang missbraucht mit der Trinkerei, jetzt kommt er zur Erholung und versucht, verpassten (richtigen) Schlaf nachzuholen. So zumindest hab ich das empfunden.
Vll lässt du aber auch mal deine Schilddrüse abklären? Auch die kann dieselben Symptome verursachen.
Ansonsten tatsächlich aushalten. Ich denk mal, das ein oder andere kleine positive gibts auch in solchen Phasen. Genau dahinschauen.
Schilddrüse ist gecheckt, da nehme ich Medikamente. Ein AD nehme ich auch (zur Antriebssteigerung ).
Vermutlich ist es so, wie du schreibst: Der jahrelange Missbrauch fordert körperlich/seelische Erholung. Diese Erholungsphasen habe ich nicht. Ich kann nicht abschalten, ständig laufen die Gedanken im Kreis.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht mehr anders wird. Dass das jetzt so bleibt, legt mir vielleicht auch mein Suchtgedächtnis nahe, dass Veränderungen ohne Alk nicht passieren: Trink doch einfach was, dann ist da oben Ruhe.
Ich mach's aber nicht und hoffe, dass dies eine Phase ist und ich sie trocken überstehe.
das habe ich auch gedacht: trink doch einfach was, dann ist da oben Ruhe. Habe ich auch gemacht,und in kürzester Zeit alles in Schutt und Asche gelegt. Was meinst Du, was jetzt da bei mir oben los ist!!!!! Laß es einfach sein!
LG Frauke
Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden.
auch ich kenne diese Zustände und kann nur sagen: es lohnt sich durchzuhalten!
Du machst eine ambulante Therapie. Das ist keine spezifische Entwöhnungstherapie -oder?
Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, wo du dir Hilfe bei Suchtberatern und SHG's holen solltest.
Meine Suchtberaterin kenne ich auch aus dem beruflichen Zusammenhang, den Psychiater ebenfalls. War anfangs etwas schwierig aber nun kein Problem mehr - im Gegenteil.
Vielleicht schaffst du es ja, die Scheu zu überwinden. Auf die Schweigepflicht wird im Suchthilfebereich sehr geachtet.
Wünsche dir alles Gute und Zähigkeit beim Durchhalten
LG acqua
- sprudeln statt plätschern -
Nichts existiert, das von Dauer ist. Das einzig Dauerhafte ist die Veränderung. (Buddha)
ZitatGepostet von Ulli Q Ich trinke jetzt seit fast 10 Monaten nicht mehr.
Schilddrüse ist gecheckt, da nehme ich Medikamente. Ein AD nehme ich auch (zur Antriebssteigerung ).
Vermutlich ist es so, wie du schreibst: Der jahrelange Missbrauch fordert körperlich/seelische Erholung. Diese Erholungsphasen habe ich nicht. Ich kann nicht abschalten, ständig laufen die Gedanken im Kreis.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht mehr anders wird. Dass das jetzt so bleibt, legt mir vielleicht auch mein Suchtgedächtnis nahe, dass Veränderungen ohne Alk nicht passieren: Trink doch einfach was, dann ist da oben Ruhe.
Ich mach's aber nicht und hoffe, dass dies eine Phase ist und ich sie trocken überstehe.
Ulli
Ja, ist eine Phase und die heißt "reaktive Depression". Kommt bei den meisten "Entzüglern" zwischen 6 Monaten und 2 Jahren nach dem Entzug. Bei mir waren es übrigens auch etwa 9 - 10 Monate nach dem Entzug. Gehe zum Arzt, lass (wie Ines schon schrieb) Deine Schilddrüse abklären und aber auch auf Depression. Und genau die reaktive Depression (also falls Du diese hast) geht in der Regel vorbei - und dann wird das Leben "normal".
Vielen Dank für eure Antworten, danach geht's mir schon besser. Allerdings, liebe Acqua, hast du recht, ich "befürchte" auch, dass ich suchtspezifische Unterstützung, also Suchtberatung und / oder SHG brauche. Aber, seufz, das ist für mich ein ganz großer Schritt vor dem ich Angst habe. Ulli
ZitatGepostet von Ulli Q Vielen Dank für eure Antworten, danach geht's mir schon besser. Allerdings, liebe Acqua, hast du recht, ich "befürchte" auch, dass ich suchtspezifische Unterstützung, also Suchtberatung und / oder SHG brauche. Aber, seufz, das ist für mich ein ganz großer Schritt vor dem ich Angst habe. Ulli
Wovor hast du denn Angst? Ich habe nicht alles über dich gelesen, ich bin durch Tönisstein durch und habe ca 1,5 Jahre später mich genauso gefühlt wie Du, und inkl. Suizidgedanken.
Durch Hilfe suchen habe ich dann wieer ein perfekte Hilfe dafür gefunden. War noch mal 10 Wochen in der Klinik und bin seitdem auch ohne AD ohne Depressionen.
ZitatGepostet von Ulli Q Vielen Dank für eure Antworten, danach geht's mir schon besser. Allerdings, liebe Acqua, hast du recht, ich "befürchte" auch, dass ich suchtspezifische Unterstützung, also Suchtberatung und / oder SHG brauche. Aber, seufz, das ist für mich ein ganz großer Schritt vor dem ich Angst habe. Ulli
Ulli, du brauchst keine Angst vor der Angst zu haben. Angst ist ein zentraler Schlüssel und Faktor im Suchtverhalten und das weißt Du bestimmt.
Und genau diese Angst vor der Angst wird Dir genommen. Oder besser gesagt: Du findest das geeignete Umfeld, um an dieser Angst zu arbeiten.
Angst hat jeder Mensch, sie ist die Haupttriebfeder fürs Überleben.
Sie zu akzeptieren und damit fruchtbar umzugehen, ist schwer. Vor allem für uns Suffköppe, die diese Angst so irrsinnig lange niedergetrunken haben. Quatsch, auch nicht richtig. Haben niedertrinken wollen, anstatt sie in gesunde Bahnen zu lenken.
Und schäm Dich nicht. Es gibt keinen Anlass. Was immer gewesen ist: Du hast den wichtigsten Schritt Deines erwachsenen Lebens bereits getan und darauf kannst Du stolz aufbauen.