ZitatIn Tönisstein war es üblich, daß ein naher Angehöriger einen Brief verfasst, in der er schildert, wie er den Patienten in seiner nassen Zeit erlebt hat.
gabs da unterschiedliche Therapieansätze für die Personen mit Angehörigen und für die ohne?
Bei uns war das Angehörigenthema auch ziemlich oft präsent. Ich hab da meist ein wenig geschlummert.
"Angehörige" konnten auch Arbeitskollegen sein; d.h. einfach Menschen, die dich als Suchtler erlebt haben. Die Möglichkeit, mit Partner/in ein Angehörigenseminar zu machen, war dann nochmal eine andere Baustelle. Der 'nasse' Brief gehörte in die Abteilung Aufarbeitung der Suchtkarriere.
Zitat: “Irgendwann hat sich unsere Gruppe gespalten. In der Tat gabs dann Alkis und Drogis. So manche sind komplett abgedriftet und deren weitere Entwicklung hab ich nicht weiter verfolgt. Ich blieb bei denen die in erster Linie soffen. Kiffen dann zwar auch, aber nicht mit der Regelmäßigkeit.“
Warum bist Du denn bei den Leuten geblieben, die in erste Linie gesoffen haben, warum hast Du Dir die andere Gruppe nicht an geschlossen?
Zitat von kapoen im Beitrag #612 Die sprechen die jeweils ihre eigen "Sprache". Mögelicherweise sind sich beiden Gruppen auch deswegen etwas spinnefeind, weil die sich gegenseitig im
Schönen Tag noch
Kapoen
Vor 30 Jahren vielleicht. Wer jetzt konsumiert hat in aller Regel Mischkonsum. Die Trennung Alk/Drogenkonsument mit verkopfteten Mustern gibts nur bei Theoretikern und Breitcord -Hosen/Holzfällerhemden tragenden Backen- /fusselbärtigen Dipl- Soz. Pädagaogen.
Zumal Amphetamine und Koks die Alkoholtoleranz fast verdoppeln. Das merken die User sehr schnell, diese Toleranz bleibt dann erhalten, erhöht die Trinkmengen und somit die Chance auf eine Abhängigkeit.
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.
gut, hätte ich aber nicht erfüllen können. Diejenigen im Bekanntenkreis, die mich erlebt haben mit Sucht wollten von mir nix mehr wissen. Arbeitskollegen bekamen das nicht so mit. Die haben das nicht geschnallt, auch wenn ich besoffen war, was durchaus vorkam wars halt nicht so tragisch. Andere saufen schließlich auch.
@kapoen
Frag mich mal was leichteres. Es gab diese Spaltung bei uns noch und bei den Drogis, Süchtige also, wollte ich nicht sein. Das hat sich in der Zeit meiner Karriere dann eben so gewandelt, wie Uwe es dargestellt hat. Da ich jetzt aber kein Partylöwe war, hat mich Upperkonsum nie intetessiert. Ich war immer froh, wenns heiß war draußen. Da war ich dann in der knalligen Sonne schneller dicht.
sooooo tief unten wie du beschreibst, war ich noch nie. Ich verstehe jetzt immer noch nicht - wenn dein Morgen ja regelmäßig immer so "heiter" anfing (...), wo waren die positiven Sucht-Aspekte die dich bei Stange hielten?
Wenn ich mich persönlich jetzt suchttechnisch mit dir vergleichen wollte, dann würde ich sagen, ich bin im Gegensatz zu dir ja nichtmals den Kinderschuhen meiner alkbedingten Sucht entwachsen. Von körperlicher Abhängigkeit nicht die geringste Spur. Meine Toilette habe ich nachts auch immer gefunden. Die letzten mindestens 6 Jahre bin ich eigentlich sogar ne ziemlich brave und gewissermaßen auch sehr zurückhaltende Trinkerin gewesen (vielleicht insgesamt 3 x ziemlich dicht gewesen), ganz im völlig krassen Gegensatz zu vergangener Jahre.
Trotzdem ist mein Wunschziel die Askese!!
Und wenn ich Clavis Glauben schenken darf, dann erscheint Askese nur auf dem 1. Blick wie frommer Verzicht. Auf dem 2. allerdings (....), und ja genau dort will ich auch hin. =-)
Das mit den 30 jahre nehm ich mal als kompliment 😁! Vor 30 jahren waren die Trennlinien tatsächlich viel schärfer gezogen. Die grade abflachende 68er Bewegung einerseits, die aufkommende No-Futur Subkultur andereits machten die Zuordnug und die Identifikation mit seiner “eigene Subkultur“ wesentlich einfacher. Die Späthippies und Austeiger, waren eindeutig abgegrenzt von den “Normalos“ damals!
Wie anscheinend überall, eine Welt im ständigen Wandel! Selbst die politischen Konfliktlinien haben ja längst ihre Gültigkeit verloren. Nicht mehr Ost gegen West, sondern jeder gegen alle, arm contra reich, islam contra christentum etc.
Anscheinend ist der zunehmende Grad an Komplexität wohl ein universale% allumfassendes Phänomen unserer heutigen Zeit.
verstehe, die anderen waren die die sich schon Richtung Sucht gedreht haben. Das mit der Sonne hör ich so zum erstenmal, warst bestimmt ganz schön sonnengebräunt damals
Stimmt Kapo, ich gebe dir absolut recht und viele Jugendliche lehnten sich damals via Subkultur gegen den herrschenden Mainstream und der damaligen Gesellschaftsform auf, so auch ich. Ich wuchs in einer Großstadt auf und alle jeweiligen Szenen waren unterschiedlich strikt getrennt, da gab es keinerlei Vermischung. Es gab die Punks, die Alkis und die Drogis. Und jede Szene besaß ihre eigene Sprache, wobei in der Drogiszene auch noch die Knastsprach-Komponenten mit einfließen.
Aber das war damals, bis auf die Alkis waren wir (Drogis & Punks) alle blutjung, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Nur wenn ich heute mal meine Heimatstadt besuche und an den Hauptbahnhof gehe .... tatsächlich sitzen Alkis und Drogis vermischt und zusammen gerottet beisammen und geben ein entsprechend furchtbaren Anblick preis. Zumal von denen keiner mehr 20 ist wie früher mal.
Was die 20 jährigen von heute angeht, die mischen und panschen sowieso alles, was ihnen zwischen die Pfoten kommt. In den Citys und Parks oder auf Spielplätzen (wie früher halt üblich) findet man diese jugendlichen Freaks aber kaum mehr, die chillen stattdessen lieber irgendwo auf Mucke in irgendwelchen Buden bei Kollegen ab. Zeiten ändern sich eben ;-)
Ich verstehe jetzt immer noch nicht - wenn dein Morgen ja regelmäßig immer so "heiter" anfing (...), wo waren die positiven Sucht-Aspekte die dich bei Stange hielten?
Hallo Triny,
diese Trockenkotzerei war nicht immer; die hatte ich komischerweise schon relativ früh. Wurde dann wieder besser. Ich schob sie auf die Raucherei, auf den morgendlichen Kaffeekonsum, auf was auch immer, nur nicht auf den Suff.
Ich war so ca. die letzten 7/8 Jahre Spiegeltrinker. D.h. ich war damit beschäftigt, meinen Spiegel zu halten. Das war in meinem Beruf nicht so leicht. Wenn ich bei den Kunden war, konnte ich ja untertags nichts trinken. Dafür machte ich immer relativ früh Feierabend, damit ich zu meinem Weißbier kam. Damit unterschied ich mich von den anderen Programmierern, die mit ihrer Arbeit nicht aufhören konnten/wollten. Ich mußte halt in den verbleibenden Stunden dementsprechend konzentriert schaffen.
Warum habe ich mir das angetan? Habe ich doch heute Morgen gesagt: meine alkoholgeschwängertes Hirn gaukelte mir vor, daß Abstinenz nichts für mich ist. Lieber das bekannte Elend als das unbekannte Heilsversprechen. Warum rauchen manche noch, obwohl ihnen bereits ein Fuß amputiert werden mußte? Warum trinken manche weiter, obwohl sie wie ein Wrack daher kommen? Mit fünfzig wie siebzig aussehen? Warum schaffen nur so wenige den Absprung? Warum bleiben Frauen bei ihren Männern, die sie permanent demütigen und schlagen?
Die AA sprechen ja von dem sogenannten Tiefpunkt, den ein Mensch erreicht haben muß/soll, um aufhören zu können. Nun ist dieser Tiefpunkt sehr individuell. Der eine muß wirklich obdachlos unter der Paulinenbrücke (hier in S) gelandet sein, um vielleicht aufzuhören; bei anderen wie mir reicht die Aussicht, demnächst aus der ehelichen Wohnung geschmissen zu werden, in den nächsten Jahren am Schlagerl oder Herzkasperl zu verrecken wie Kumpel aus den Stüberln, bzw. in ein/zwei jahren den Job nicht mehr gebacken zu kriegen.
Du siehst, alles nicht so einfach. In den demnächst zwanzig nüchternen Jahren habe ich in den vielen Gruppensitzungen, Forumsleserei oder Besuchen auf Entgiftungsstationen eines gelernt, es gibt nix, was es nicht gibt. GöttinseiDank kann ich seit einigen Jahren auch die Geschichten bei den Menschen lassen, die sie mir erzählen. Warum soll ich mir den Kopf über andere zerbrechen? Hilfe anbieten - gerne; Hilfe aufzwingen wollen, geht nicht.
eine Frage hab ich dann doch noch, und zwar ob die Suchtverläufe/ entwicklung eher schwerer sind heutzutage und ob die Therapie entsprechend auch aufwendiger bzw. Therapieerfolge seltener geworden sind? Wie ist da Deine Erfahrung?
Bei mir war der Zeitpunk mit einer seltsam unspektakulären Ereigniss verbunden. Und zwar irgendwann hat mich mein Vater aud irgendeinem Loch ( besetztes Haus) voll gedröhnt bis zur Haarwurzel da rausgeholt. Der hat mich weder bedauert noch angefleht wie viele andere, mit Sprüche wie “ich müße doch endlich aufhören, sonst wirst Du sterben“
Er nahm mich mit in seinr Wohnung zum Duschen, Essen etc. Das einzige was er sagte war:“ Ich kann nicht verhindern, was Du machst, wenn Du Dein Leben vollständig kaput machrn willst, ist das Deine Sache, mein Leben wirst Du nicht zerstören“!
Das hat irgendwas in meinem Kopf ausgelöst, was weiß ich nicht, ich bin mir sicher, daß war mein Wendepunkt.
Grüße
Kapoen
Zitat: “Die AA sprechen ja von dem sogenannten Tiefpunkt, den ein Mensch erreicht haben muß/soll, um aufhören zu können. Nun ist dieser Tiefpunkt sehr individuell. Der eine muß wirklich obdachlos unter der Paulinenbrücke (hier in S) gelandet sein, um vielleicht aufzuhören; bei anderen wie mir reicht die Aussicht, demnächst aus der ehelichen Wohnung geschmissen zu werden, in den nächsten Jahren am Schlagerl oder Herzkasperl zu verrecken wie Kumpel aus den Stüberln, bzw. in ein/zwei jahren den Job nicht mehr gebacken zu kriegen.“
Zitat von Triny im Beitrag #624 Es gab die Punks, die Alkis und die Drogis. Und jede Szene besaß ihre eigene Sprache, wobei in der Drogiszene auch noch die Knastsprach-Komponenten mit einfließen.
Wobei die Drogis noch unterteilt waren in die soften Kiffer und die harten Junks,
Knackissprech und Knacki-Tattooganzkörper waren aber vor allen Dingen die Alkis, die zunehmend Gefallen an Kiff und Speed hatten...
wobei aber die "harten Junks" weder im Knast noch sonst punkten konnten, gegenüber den alten Strukturen
homogen sind bis heute die Punks..alles andere ist bunt vermischt Multikulti mit geringen Araber/Türkenteil, aber ganz viel Osteuropa/Afrika..
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.
eine Frage hab ich dann doch noch, und zwar ob die Suchtverläufe/ entwicklung eher schwerer sind heutzutage und ob die Therapie entsprechend auch aufwendiger bzw. Therapieerfolge seltener geworden sind? Wie ist da Deine Erfahrung?
Grüße
Kapoen
Das ja schon einer größeren Beitrag wert, hab bitte nochmal nach, wenn ich da in paar tagen nicht geantwortet habe.
_____________________________________________________________________________________ Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.